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Abtei Fontevraud im Loire-Tal

Abtei Fontevraud im Loire-Tal war eine Klosterstadt, in der adlige Äbtissinnen das Sagen hatten mit Grabmälern von Richard Löwenherz und seiner Gattin, ein Pensionat für königliche Kinder, unter Napoleon ein Gefängnis und ist heute eine restaurierte weiße Schönheit.

Von einem Wanderprediger gegründet entwickelte es sich zu einer weitläufigen Anlage mit Weltruf. Interessant ist, dass über Jahrhunderte Äbtissinnen über die Macht im Kloster verfügten und Mönche zwar regelmäßig dagegen rebellierten, aber machtlos waren.

Abtei Fontevraud im Loire-Tal als Pensionat

Abtei Fontevraud im Loire-Tal, weißes Kirchenschiff

Erste Bauten entstanden um 1101, die nach und nach erweitert werden konnten. Dies geschah erst durch Almosen und später durch Schenkungen und Zuwendungen von Adligen. Ländereien, Weinberge und Mühlen ermöglichten die Errichtungen umfassender Klostergebäude. Die Klosterordnung war streng geregelt. Verblüffend war, dass männliche Ordenszugehörige in Kleidung und Verpflegung unter weiblichem Regime standen. Für die Zeiten sehr ungewöhnlich, in denen meist Männer das Zepter in Klöstern schwangen. Doch gegen gebildete Frauen aus königlichem Geblüt kamen sie nicht an.

Wohl auch deshalb galt Fontevraud als geeignetes Pensionat für Töchter aus Familien wie der Plantagenets, Valois und der Bourbonen. Die vier Königstöchter Ludwigs XV. zogen mitsamt Zimmermädchen, Möbel, Geschirr, Tafelsilber ins Kloster und das war leider kaum darauf vorbereitet. Die Jüngste, erst 11 Monate alte Tochter, verstarb aufgrund der kalten und unzureichenden Unterbringung. Doch die Töchter lernten im Kloster Schreiben, Lesen, Rechnen, Spinettspielen, Tanzen und Zeichnen und nicht zu vergessen frommes Beten.

Das Kloster Fontevraud als Gefängnis

Kloster Fontevraud, Bildnisse im Säulengang

Nach der Revolution richtete Napoleon in den verlassenen Klostermauern ein Gefängnis ein mit 1600 Häftlingen, darunter 350 Frauen und 100 Kinder. Sie verarbeiteten Leinen und Hanf und stellten später Perlmuttknöpfe, Handschuhe, Korsetts, Netze und Decken für die Armee her.

1963 schließlich wurde das Gefängnis aufgelöst. Die Klostergebäude übernahm der Staat und veranlasste eine umfassende Restaurierung und Sanierung. Die weißen Mauern leuchten im Sonnenlicht und in der Kirche ist bis auf die Mauern kaum etwas enthalten.

Das Grabmal von Richard Löwenherz

Abtei Fontevraud, zwei Grabmäler

Doch die Kirche mit den weißen Mauern beherbergt vier Berühmtheiten. Schon 1154 wurde hier Henri Plantagenet, der als Heinrich II. König von England war. Deshalb sind auch englische Sprachfetzen bei unserem Besuch zu hören. Seine Gattin Eleonore von Aquitanien verstarb in Fontevraud und liegt als steinernes Abbild neben ihm. Ihr gemeinsamer Sohn und Kreuzritter Richard Löwenherz war ebenfalls englischer König und sein Grabmal sowie das einer weiteren Verwandten sind auch dort aufgebahrt.

Eleonore von Aquitanien, Ehefrau Heinrich II, König von England

Die Grabmäler zeigen noch verblasste Reste der Bemalung. Trotz der Zerstörungen blieben sie erhalten. Napoleon III. wollte die Grabfiguren Königin Victoria schenken, doch es kam zu Protesten in Frankreich. Und so blieben sie, wo sie seit Jahrhunderten waren.

Bei der Besichtigung der kühlen Grabmäler fröstelt es einem unwillkürlich, obwohl die Laken und die Kleidung ansprechend in vielen Falten drapiert sind.

Evraud-Turm

Kloster Fontevraud, markanter Evraud-Turm

Innerhalb der Klostermauern ragt ein Gebäude markant hervor. Es sieht mit seiner runden Bauweise und spitzen Türmchen völlig anders aus als die anderen Bauten und passt rein gar nicht dazu. Bei diesem Turm handelt es sich um die Küche mit einer Räucherkammer. Verantwortliche wollten den bei den Umbauten abreißen, aber der Baumeister stemmte sich dagegen und plante sogar die Grabfiguren hier unterzubringen. Stattdessen renovierten sie den Evraud-Turm und zum Glück für die zahlreichen Touristen, denn er ist ein schönes Fotomotiv.

Evraud-Turm mit Türmchen als Küche und Räucherkammer im Kloster Fontevraud

Heute finden im Kloster kulturelle Veranstaltungen statt und ist eine Begegnungsstätte.

Weitere Informationen: Abbaye de Fontevraud, Rue Saint-Jean de I’Habit, 49590 Fontevraud – I’Abbaye

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