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Zeche Zollverein

Zeche Zollverein in Essen ist überwältigend und man braucht einen Tag, um in jedem Winkel gestöbert zu haben. Das riesige ehemalige Bergwerk mit Förderturm und Kokerei ist eine gigantische Stahlanlage.

Heute ist das spannende Industriedenkmal für Besucher eingerichtet und bietet etliche Führungen an. Dort erfahren Touristen etwas über die Förderung und Verarbeitung der Kohle.

Die Zeche war der Arbeitgeber in Essen und mit dem Abbau der Kohleförderung machte die Region einen gravierenden Wandel durch.  

Inhaltsverzeichnis

Zeche Zollverein ist UNESCO-Welterbe

Zeche Zollverein, Förderbänder und Rohre

Ab 1851 begann die Förderung der Steinkohle und entwickelte sich von Jahr zu Jahr mehr. Die Industrialisierung brauchte Energie und das Ruhrgebiet lieferte die dringend benötigte Kohle und den Stahl für Maschinen. Stetig wurde die Anlage erweitert und modernisiert und galt als das leistungsfähigste und modernste der Welt. Bis zu 8000 Bergleute waren im Schichtwechsel beschäftigt.

Förderbänder, Abluft, Rohre

Am 23. Dezember 1986 schloss die Zeche in Essen, die als größte Bergbaustadt Europas galt. Zum Glück stellte die Stadt Essen die Zeche unter Denkmalschutz und verhinderte den gnadenlosen Abriss und Verschrottung. Heute sind hier zahlreiche Firmen, das Ruhr-Museum, das Design Museum RedDot, im Sommer ein Schwimmbad und Rollschuh-Bahn und im Winter eine Eislaufläche.

Zeche-Maschinen spiegeln ich in der Wasserfläche

Inzwischen kommen jährlich über zwei Millionen Besucher und erfahren etwas über den Bergbau und den Wandel der Region.

Ruhr Museum

Kohle-Ofen im Ruhr Museum

Als Museums-Fan durchstreifte ich die Etagen der Dauerausstellung des Ruhr-Museums. Die Natur- und Kulturgeschichte der Region und der tiefgreifende Wandel ist hier begreifbar. Besonders interessant war für mich, Dinge aus dem Leben und Arbeiten der Ruhrbewohner zu sehen und deren hartes und gefahrvolles Dasein nachzuvollziehen. So stand dort unversehens ein glänzender Kohle-Herd, den ich noch von meiner Oma kannte.

Oder die orangefarbenen Henkel-Männer, in den denen die Bergleute ihr Essen mit zur Arbeit nahmen.

Essen für Bergleute im Henkelmann

Der Schokoladen-Automat war sicherlich sehr beliebt bei der Belegschaft und sie zogen daraus Täfelchen Schokolade entweder auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg. Wenn sie schon in der Dunkelheit, im Qualm und Lärm arbeiten mussten, versüsste Schokolade das Leben.

Schokoladen-Automat im Ruhr Museum

Die Röntgen-Bilder der kaputten Lungen der Bergleute zu sehen, entsprach zwar den Tatsachen, bedrückt aber eher und erklärt die geringe Lebenserwartung.

Die Archäologische Sammlung erstaunt etwas, geht aber auf den Historischen Verein von Stadt und Stift Essen zurück. Durch Ausgrabungen im Ruhrgebiet und Ankäufen zeigt die Ausstellung Objekte aus den Hochkulturen rundum das Mittelmeer.

Führung «Grubenlicht und Wetterzug»

Früher schwarz und qualmig und heute grün ist das Ruhrgebiet.

Unser rüstiger Führer, zünftig im beigen Grubenanzug gekleidet, war schon 82 Jahre alt und arbeitete auch im Rentenalter weiter in seiner Grube. Er arbeitete nur wenige Jahre unter Tage, sondern eher in verwaltenden Bereichen. Sonst hätte er wohl nicht sein stattliches Alter erreicht. Wie er uns erzählte, fährt er mindestens einmal im Jahr an die Nordsee, um wirklich frische gesunde Luft in die Lungen zu bekommen.

Musste eine Zeche schließen, wurden die Mitarbeiter in andere Zechen vermittelt. Da die Zechen relativ nah beieinander lagen, war die Arbeitswege akzeptabel und sie konnten weiterarbeiten und vermieden dadurch Arbeitslosigkeit.

Dadurch streckte sich der Kohle-Ausstieg über lange Zeit hinweg. So waren es am Ende der Kohleförderung nur noch 250 Bergleute und die anderen waren vorher schon in Rente gegangen.

Problem: Risse in Häusern

Wir erfuhren vom Problem der absinkenden Erdoberfläche im Ruhrgebiet. Der Untergrund ist von Stollen durchlöchert und lässt Absenkungen auf der Erde entstehen. Er meinte, man käme schneller durch die Stollen von einer Stadt in die andere als auf den Autobahnen im Stau zu stehen.

Durch den Untergrund entstehen Risse in den Wohnhäusern. Betroffene Häuser werden einmal auf Kosten der RAG-Stiftung angehoben und das ist für den Eigentümer kostenlos. Die Stiftung ist finanziell ausreichend gepolstert.

Ewigkeits-Aufgabe

Das Ruhrgebiet ist komplett mit Stollen durchzogen und auf Karten ist nachzuvollziehen, wie weit die Gänge in die Umgegend reichen. Diese Stollen müssen immer entwässert werden, das heißt Tag und Nacht laufen Maschinen, die die Wasserpegel regulieren. Die Anstrengungen dienen dem Schutz des Grundwassers und wirken dem Einbruch der Stollen mit möglichen fatalen Folgen für Menschen, Gebäuden, Verkehrsstraßen entgegen.

Fettkohle und Margarine

Was Kohle mit Margarine zu tun? Unser Führer klärte uns während der Führung darüber auf. Sogenannte Fett-Kohle besteht aus besonders vielen gepressten Pflanzenresten und die enthält einen sehr Anteil an Ölen. Im Krieg wurde das Fett wurde aus der Kohle herausgelöst und zu Margarine verarbeitet. Streichen konnte man sie nicht und sie musste in Scheiben abgeschnitten auf das Brot gelegt werden. Die hungernden Menschen waren froh, dass sie auf diese Weise etwas zu essen hatten und Kalorien bekamen.

Grand Hall

Die frühere Kompressoren-Halle hat sich durch Entrümpelung und Umbau zur Veranstaltungshalle gewandelt. Die Event-Location bietet Platz für 2500 Gäste und fasziniert durch den Charme der alten Industriegeräte. Der Boden ist praktisch mit roten Fliesen gefliest und an den Wänden und an der Decke sind Rohre und Geräte. Natürlich prangt jetzt alles sauber und entrusst und lädt zur nächsten Veranstaltung ein. Ich wette, wenn man dort am festlich gedeckten Tisch sitzt und den Reden lauscht, wandern die Blicke zu Rohren und Maschinen.

Shop mit Buchhandlung

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Ruhr Museum in der Zeche Zollverein in Essen

Der große Shop wird von einem Buchhändler geführt und hat ein großes Sortiment an Büchern aus den Bereichen, Kunst, Design, Mode, Film und Fotografie sowie Ausstellungskataloge. Es lohnt zum Abschluss des Besuches, hier zu stöbern. Man findet immer etwas oder stößt auf andere interessante Aspekte des Ruhrgebietes, wie zum Beispiel die vielen Trinkhallen und Kioske, die im Ruhrgebiet im Straßenbild auffallen. Denn dort liegt ein Bildband dazu. Wem der zu teuer ist, der findet wie ich vielleicht an einer Quietsche-Ente im schwarzen Zeche-Zollverein-Look oder an einer Bergwergs-Ente gefallen.

Souvenir von der Zeche Zollverein

Der Tag auf der Zeche verging mit Museum und Führungen sehr schnell. Zum Abschluss stöberte ich im Besucherzentrum in der sechsten Etage noch in den Prospekten der anderen interessanten Sehenswürdigkeiten. Die Shops der «Grubenhelden» mit Kleidungsstücken aus Grubenhemden, Möbelloft oder Seifenwelt schafften wir nicht mehr. Glückauf!

Weitere Informationen:

Zeche Zollverein,Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen

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