Museo del Tessuto in Prato oder Textil-Museum liegt in der bedeutenden Textil-Stadt Italiens. Seit dem 12. Jahrhundert siedelten sich in Prato die Textil-produzierenden Fabriken an und heute sind über 7000 Firmen tätig.
Das Museum zeigt die historische und die zeitgenössische Textilproduktion mit Forschung und Bibliothek. Es befindet sich im historischen Zentrum von Prato und verströmt den Charme alter Industrie-Anlagen.
Es fungiert als Kulturzentrum der Stadt, die von Herstellung und Verkauf von Textilien in alle Welt lebt. Beim Hineinfahren ins Stadtzentrum sehen wir große Hallen für internationale Textil-Messen.
Inhaltsverzeichnis
- Museo del Tessuto in Prato in der alten Textil-Fabrik
- Herstellung von Textilien über Jahrtausende
- Das Stoff-Museum Prato
- Sammlungen des Museo del Tessuto
- Prato ist die Textilstadt
- Woll-Pullover im Sommer?
- Weitere Informationen:
Museo del Tessuto in Prato in der alten Textil-Fabrik
In der Altstadt von Prato ist wie in allen italienischen Städten der Parkplatz sehr knapp. Deshalb parken wir auf einem öffentlichen Parkplatz und gehen die paar Schritte zu Fuß. Wir kommen an die hohe Stadtmauer und gehen durch einen schmalen Durchgang. Im Innern sind keine dreckigen Fabriken mehr zu sehen und ein neues Wohnviertel ist entstanden. Die engen Straßen sind gesäumt mit Wohnhäusern und kleinen Baumgruppen.
Wir flüchten vor der Mittagshitze, die aus den steinernen Wegen strömt, ins Stoff-Museum und dort empfängt uns eine junge Kassierin. Im Kassenbereich ist auch gleich der Shop und meine Neugierde erwacht. Doch zuerst geht es ins Museum.
Durch den breiten Gang mit einer alten Maschine geht es zur aktuellen Sonderausstellung des bedeutenden italienischen Designers Walter Albini, dessen Name mir nichts sagt. Seine Entwürfe stehen in zwei Reihen auf einem Podest und manches erinnert an die Kleidungsstücke meiner Mutter. Die Mode wechselt schnell.
Herstellung von Textilien über Jahrtausende
Großzügige moderne Räume lassen den Besucher immer tiefer in die Welt der Textilverarbeitung eindringen. Abgetrennte Bereiche mit vielen Stühlen, die Studenten und Schulklassen zur Verfügung stehen, sind zwischen den mächtigen Webstühlen.
Die historische Kleidung stammt von reichen Menschen und sieht entsprechend prachtvoll aus. Wie viel Arbeit in den feinen Stoffen, Kragen, Stickereien, Bordüren und Spitzen steckt, lässt sich nur erahnen.
In den hinteren Räumen sind die moderne Textilverarbeitung, Kombinationen aus Synthetik und Naturfasern, neue Zellulose-Grundstoffe, Ausrüstungen der Stoffe und die Tragequalitäten.
Das Gebiet der Textilverarbeitung ist einfach zu umfangreich und bei einem Besuch kaum zu erfassen. Leider.
Das Stoff-Museum Prato
Das Museum wurde 1975 als Ergebnis einer Spende von 600 historischen Textilfragmenten gegründet. Nach und Nach kamen weitere Textilien durch Professoren, ehemaligen Studenten der Universität und der Firmen in Prato hinzu.
Im Jahr 2003 fand die Einweihung der aktuellen restaurierten Räume der ehemaligen und ältesten Campolmi-Fabrik in den Altstadtmauern statt.
Das gemeinnützige Museum zeigt außer Stoffen auch Textil-Maschinen. Seit die Menschen während der Jungsteinzeit mit Spindel und Stab Garne herstellten und Gewebe daraus webten, ist einiges passiert. Durch die wechselnde Mode kamen immer neue Materialien, Ausrüstungen und Muster hinzu. Die Parade der Kleidung durch die Jahrzehnte zeigt ganz deutlich Einflüsse der Mode und die ist im Museum gut nachzuvollziehen.
Sonderausstellungen zeigen immer wieder alte oder neue Aspekte der Kleidung, Materialien, Design und Designer. Und es kommen große Sammlungen von wertvollen Textilien hinzu.
Sammlungen des Museo del Tessuto
- Historische Textilien
- Gestickte Textilien, Spitzen
- Textilien aus aller Welt
- Archäologische Textilien aus Ausgrabungen
- Firmenproben, Sammlung aus Musterbüchern der Firmen im Prato-Distrikt
- Skizzen und Textilien von Künstlern
- Zeitgenössische Stoffe aus dem Prato-Distrikt
- Maschinen, die in Italien hergestellt wurden
- Mode-Illustrationen aus Mode-Magazinen des 19. Jahrhunderts
Prato ist die Textilstadt
Das Manchester Italiens liegt etwa 20 Kilometer von Florenz entfernt und ist rasch zu erreichen. Im Straßenbild der Stadt fallen die vielen chinesischen Menschen und Geschäfte auf. Der Ort beheimatet nach London und Paris die drittgrößte chinesische Gemeinde Europas.
Viele arbeiten in der Textilindustrie oder in den Outlet-Läden rundum Prato. Viele aber auch als illegale Einwanderer in den chinesischen Fabriken, nach deren Arbeitsbedingungen man besser das Internet befragt. Die Kleidung darf dann den Zusatz «Made in Italy» tragen.
Woll-Pullover im Sommer?
Im Hof mit dem Schornstein der alten Fabrik ist ein kühles Wasserbecken mit einer Wasser-Fontäne und trotzdem setzen wir uns in die Gastronomie. Hier gibt es kleine Snacks und Getränke und wir blicken auf den sonnigen Platz. Ich beobachte auf den Außenplätzen unter Sonnenschirmen eine junge Frau, die einen schicken Woll-Pullover trägt. Vielleicht ist das die neueste Mode? Nein danke, denke ich, nicht bei den Temperaturen und nehme einen Schluck vom kühlen Saft.
Auf dem öffentlichen Parkplatz ist eine öffentliche Wasserstelle installiert und Menschen mit Plastikbehältern und Flaschen kommen per Rad oder Auto und füllen Wasser ab. Ist das Grundwasser so schlecht oder dient es als zusätzliche Wasserversorgung bei Hitze?
Weitere Informationen:
Museo del Tessuto, Via Puccetti, 3 – Prato