Herzog August Bibliothek, auch Bibliotheca Augusta genannt, in Wolfenbüttel hat ein ehrenwertes Alter von stolzen 450 Jahren erreicht. Am 5. April 1572 unterzeichnete der Fürst das Gründungsdokument. Seitdem wird im ehrwürdigen Haus gelesen, geforscht und Wissen vermittelt.
Aus Anlass des Jubiläums zeigt die Bibliothek einige ihrer kostbarsten Originale. Darunter das Evangeliar von Heinrich dem Löwen und Mathilde von England aus dem 12. Jahrhundert, eine Pergamenthandschrift, um 1188 erstellt. Das Buch ist im gemeinsamen Besitz von Niedersachsen, Freistaat Bayern, der Bundesrepublik Deutschland und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel – ein Ort der Bücher
Dieses einmalige Exemplar ist nur selten und für kurze Zeit ausgestellt. Heinrich der Löwe (1129 – 1195), stammte aus dem Geschlecht der Welfen, war auch Herzog von Sachsen und Bayern. Er förderte die Krönung seines Vetters Friedrich Barbarossa zum König, der ihn daraufhin förderte. Das Krönungsbild ist im Evangeliar festgehalten. Mathilde, die Tochter des Königs von England, war die zweite Frau von Heinrich. Mit der Heirat festigte er seine Stellung in der Hierarchie der Fürsten in Europa.
Bevor Gutenberg den Buchdruck erfand, waren handschriftlich erstellte Bücher eine immense Kostbarkeit und sehr wertvoll sowie wunderschön. Echte Kostbarkeiten, die achtsam behandelt wurden. Alleine der Bucheinband des Evangeliars ist schon sehenswert. Im Innern leuchten die Farben. Allein die blaue Farbe war eine Kostbarkeit und die Schreiber mussten sie aufwendig aus geriebenem Lapislazuli gewinnen. Unter anderen ist das erste vollständige Exemplar in deutscher Sprache, die Fabelsammlung „Der Edelstein“, aus dem 14. Jahrhundert zu sehen. Erst seitdem 17. Jahrhundert gab es Bücher in anderen Sprachen, die Missionare oder Kaufleute mitbrachten.
Lessing als Bibliothekar
Nachdem Herzog August Mitte des 17. Jahrhunderts eine der größten Büchersammlungen Europas aufgebaut hatte, entwickelte sich Wolfenbüttel zum Anziehungspunkt für Reisende aus vielen Ländern. Sie besuchten die umfangreiche Universalbibliothek mit Bücherschätzen aus allen Wissensgebieten. Konkurrenz machten der Bibliothek in Wolfenbüttel in ihrer Bedeutung wohl nur die Amalia Bibliothek in Weimar.
Bücher waren damals enorme Schätze und wurden teuer verkauft oder vererbt. Fürsten waren stolz darauf und deren Büchersammlungen zeugten von Aufgeschlossenheit. Die Wertschätzung von Bibliotheken können wir uns heute kaum noch vorstellen, wo es an jeder Ecke Schriftliches zu kaufen gibt. Wer lesen konnte und sein Wissen erweitern wollte, reiste den Büchern hinterher und konnte nicht einfach in die nächste Stadt- oder Unibibliothek gehen.
Unter anderen war Gotthold Ephraim Lessing der Bibliothekar und lebte sowie schrieb dort bis zu seinem Tod. Damals wie heute entstehen aus der Bibliotheca Augusta neue Bücher. So auch unter anderen „Nathan der Weise“ von Lessing und den dürften viele noch aus dem Deutsch-Unterricht kennen oder moderne Krimis.
Weitere Informationen: Herzog August Bibliothek, Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel