Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck ist ein Krankenhaus für Alte und Kranke und ein Beispiel für den Umgang mit Bedürftigen in der Hansestadt. In Lübeck gab es viele reiche Kaufleute, aber auch sehr viele Arme und die konnten ihren Lebensunterhalt nicht selber erarbeiten. Um den Missständen abzuhelfen spendeten die betuchten Bürger der Stadt Geld und richteten Stiftungen ein, um das Hospital zu bauen und zu erhalten.
Und das taten sie nicht nur aus reiner Gutmütigkeit, sondern dachten dabei auch an ihr eigenes Seelenheil und an einen sicheren Platz im Paradies. Aber immerhin gab es eine solche Einrichtung in der Stadt und das war schon mehr als andere Städte für «Menschen minderen Glücks» taten.
Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck oder ein altes Altersheim
1286 war der Bau für die Armen- und Kranken-Fürsorge abgeschlossen und konnte bezogen werden. Damit zählt heute dieser Bau zu den ältesten bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt. Äußerlich wirkt das Backstein-Gebäude wie eine Kirche und ist mit Türmchen und Giebeln verziert. Der Unterhalt ist durch Ländereien um Lübeck und deren Einkünfte abgesichert.
Betritt der Besucher das Gebäude ist es eine große, hohe Halle mit Wandgemälden. Dort standen die Betten aufgereiht. Die Bewohner hatten sehr wenig Privates und Privatsphäre.
Das wurde nach der Reformation durch die Einrichtung der Kabäuschen oder Wohnkammern besser. Die winzigen Zimmer von sechs Quadratmetern boten Platz für eigene Dinge und waren noch oben offen. Nachts dem Schnarchen des Nachbarn zu lauschen war also durchaus gegeben.
In ein Kabäuschen kann man hineinschauen und es ist alles Nötige drin. Vielleicht alles kleiner und überschaubarer als heute, aber die alten Menschen hatten ihren eigenen Raum. Es steht ein Bett, ein Nachtschrank, ein Stuhl und ein Schrank darin. So lebten noch bis in die siebziger Jahre Menschen in den Kammern und zogen nur ungern aus. Wer will im Alter noch umziehen, wohl keiner.
Klosterleben mit täglich acht Litern Dünnbier
Beim Einzug mussten die Menschen sich zu Armut, Gehorsam und Keuschheit verpflichten. Für die Stifter beteten sie siebenmal am Tag. Anfangs standen die Betten von Männern und Frauen in Reihen. Durch die offene Verbindung zur Kirche konnten die Bewohner an den Messen teilnehmen. Als Verpflegung gab es unter anderem acht Liter Dünnbier, dass im Keller des Hospitals gebraut wurde. Baden war achtmal im Jahr angesagt.
«Brüder vom Orden des heiligen Geistes» sorgten für das reibungslose und gottesfürchtige Leben im Hospital, dass 100 kranke Menschen aufnehmen konnte.
Während der Reformationszeit wurde das Hospital in ein Altersheim umgewandelt. Interessant ist die Errungenschaft einer Bücherei in einer der Kammern. Sicher hatten nur die wenigsten überhaupt die Gelegenheit zur Schule zu gehen und Lesen zu lernen. Aber dennoch wurde auch in der Hinsicht für das geistliche Wohl der Bewohner gesorgt.
Die damaligen Platz- und Wohnverhältnisse zu sehen, war schon sehr interessant und einen Besuch absolut wert. Heute findet zur Adventszeit im Heiligen-Geist-Hospital ein Weihnachtsmarkt statt.
Weitere Informationen: Heiligen-Geist-Hospital, Am Koberg 11, 23552 Lübeck