Christen in Persien – wie das, fragt sich jeder, der so etwas ungewöhnliches hört. In einem muslimischen Land werden Menschen christlichen Glaubens dazu bewogen, sich in einer Stadt anzusiedeln. Kaum zu glauben, aber genau das tat ein Schah im 17. Jahrhundert. Einige zehntausend, christliche Armenier siedelten sich im Süden Isfahans an. Diese Tat erfolgte nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern der Herrscher erhoffte sich dadurch verbesserte Handelsbeziehungen. Doch alleine mit Handeln war es nicht getan, die Christen wollten auch verständlicherweise ihre eigene Kirche. Und sie errichteten einige Kirchen, unter anderem die Vank-Kathedrale, die sehr schön ausgestattet ist.
Christen in Persien – Vank-Kathedrale der Armenier
Das ummauerte Kirchenareal verfügt auch über geräumige Verwaltungs- und Sozialräume, die jetzt in der Mittagszeit menschenleer erscheinen. Alle Gebäude sind aus den gebräuchlichen gelben Ziegelsteinen mit nur wenig Fliesenschmuck gebaut. An einem Geschäft laden Sitzbänke im Schatten zum gemächlichen Betrachten der Umgebung ein. Büsten von ernsten wichtigen Männern auf Stehlen schauen stoisch in den Hof, vielleicht Förderer oder erfolgreiche Vertreter der Gemeinde. Pflanzen und Laternen machen den nüchternen, gepflasterten Bereich angenehmer.
Beim Rundgang in der Vank-Kathedrale sticht dem Besucher sofort das viele Gold oder Goldfarbene an Decken, Wänden und Säulen ins Auge. Es weht ein kühler Luftzug, so ist es in der Kirche sehr angenehm. Zwischen den Malereien mit Ranken, Blumen und Ornamenten sind großflächige Gemälde mit christlichen Motiven die steilen Wände hinauf zu sehen. Man wähnt sich wie mitten in einem Bilderbuch, das auch markante Ereignisse wie Schlachten beinhaltet. Selbst auf der Balustrade hoch in der Kuppel fanden die Künstler noch Platz für ihre Gemälde. Engel als Beschützer lugen aus den rundlichen Bögen.
Unwillkürlich suche ich auf dem erhöhten Podest den Altar und finde keinen. Nur ein Teppich, auf dem ein kleiner Ständer mit einem Buch steht. Das erinnert wieder stark an eine Moschee. Der Altarbereich ist an einer anderen Wand mit Kreuz und Kerzen.
Im Schein der hellen Leuchter kommt die ganze Pracht der atemberaubenden Kirche, geradezu ein Kleinod im Vergleich mit den riesigen Moscheen, zur Geltung. Diese Kirche wirkt so ganz anders nach den ganzen Moscheen und Medresen. Bei den gegenständlichen Abbildungen kommt sofort der Gedanke, das ist nicht erlaubt.
Die prächtige und kostbare Ausstattung der Kirche bezahlten die Gemeindemitglieder. Es ist anzunehmen, das Angehörige der armenischen Kirche ihrem Ruf als erfolgreiche Geschäftsleute alle Ehre machten und der Schah mit seinem Projekt zufrieden war. Und noch heute sind die Armenier geschätzt, denn sie verfügen über einen Sitz im Parlament im Iran.
Im gegenüberliegenden Museum sind die mit Goldfäden bestickten lithurgischen Gewänder und Kopfbedeckungen der Priester zu bewundern, die zum Teil aus dem 17. Jahrhundert stammen. Auch ein Gemälde eines Schahs hängt an einer Wand. Vielleicht ein Gönner und Beschützer der Armenier? Bestimmt, sonst würde er kaum im Museum der armenischen Kirche hängen.
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