Tomatensaft in Flugzeug ist ein Phänomen. Sonst ist der rote Gemüsesaft nicht sonderlich beliebt, aber beim Fliegen wird er öfter verlangt als Bier. Warum trinken Menschen im Flugzeug gerne Tomatensaft? Eine Untersuchung der Fraunhofer-Gesellschaft im Auftrag der Lufthansa brachte einige Gründe dafür zu Tage.
Tomatensaft im Flugzeug – Gründe
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik testete praxisnah in einer Niederdruckröhre in Holzkirchen. Die Ausstattung in der Röhre entsprach einem Flugzeug. Die Probanden sollen den gleichen Eindruck haben wie in einem realen Flugzeug. Neben Gerichten verkosteten die 100 Probanden auch Getränke wie Tomatensaft, Weiß- und Rotweine. Das Ergebnis war, dass durch die Kabinenbedingungen das Geschmacksempfinden für Salz, Zucker und Kräuter viel schwächer wahrgenommen als am Boden. Salz wird 20 bis 30 Prozent weniger intensiv empfunden. Unter Kabinendruck bekommt Tomatensaft eine angenehme fruchtige Geschmacksnote und frisch kühlend. Das der Nachbar den eher ungewöhnlichen Tomatensaft bestellt, könnte ein weiterer Grund für das Verlangen sein. Tomatensaft zu bestellen hat auch konkrete Vorteile. Er ist nicht so harntreibend wie etwa Bier, Kaffee oder Tee. Wer drängelt sich schon gerne an seinem Nachbarn vorbei und geht auf die enge Toilette. Auch sättigt der dickflüssige, gesunde Tomatensaft wesentlich besser, denn auf Kurzstrecken gibt es vielfach nur ein Tütchen Snacks. Die machen nicht wirklich satt.
Schmecken beim Fliegen
Für Fluggesellschaften und ihren Catering-Services ist enorm wichtig zu erfahren, wie in der Luft geschmeckt wird. So ergaben die Tests, dass asiatische Gerichte mit natürlichem intensivem Aroma, im Flugzeug stabil bleiben. Speisen mit Fisch oder Geflügel benötigen unter Kabinendruck mehr Würze als am Boden. Säuren und Bitterstoffe bleiben in der Luft und am Boden geschmacklich stabil. Aufgrund der Verringerung des Aromaempfindens verstärken sich Säuren, das heißt in den Rezepten müssen weniger Säureanteile sein. Sehr intensive aromatische Weine behalten auch in der Luft ihren Geschmack. Leichte, frische Weine verlieren Aroma und schmecken nach zu viel Alkohol. Konsequenz für die Köche der Fluggesellschaften: Abschmecken am Boden und Geschmacks-Tests in der Luft.
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