San Gimignano ist die Stadt der Türme und das erstaunt in der Kleinstadt in der Toskana. Schon von weitem ist auf dem Bergkamm die ungewöhnliche Skyline zu sehen.
Die Türme sind sogenannte Geschlechtertürme und die bauten sich reiche Familien hauptsächlich aus Prunksucht und nutzten sie als engen Zufluchtsort bei Stress mit Nachbarn. Sie hatten sonst keinerlei Funktion und dienten nur eingeschränkt als Wohn- und Lagerraum. Nur im absoluten Notfall wurden Frauen und Kinder in die mit einem Grundriss von zwei mal zwei Metern großen Zimmer zusammengequetscht.
Um 1300 ragten 75 Türme in den Himmel und heute stehen noch 15.
Inhaltsverzeichnis
- San Gimignano ist die Stadt der Türme ist UNESCO-Welterbe
- Wie San Gimignano entstand
- Piazza della Cisterna und Gelateria Dondoli
- Duomo in San Gimignano
- Vernaccia di San Gimignano
- Weitere Informationen:
San Gimignano ist die Stadt der Türme ist UNESCO-Welterbe
Für Toskana-Touristen ist der Besuch von San Gimignano fast ein Pflichttermin. Wer wollte nicht die aus dem Häusermeer herausstechenden Türme sehen, die fast nur der Demonstration von Reichtum dienten. Die Stadt, 40 Kilometer von Florenz entfernt und 28 Kilometer von Siena, ist denn auch ein Besuchermagnet sondergleichen. Die Einwohner ertragen die Besucherströme geduldig oder verdienen gut daran.
Einen alten Mann sah ich aus einem Turmfenster auf das Getümmel des Markplatzes schauen. Gelangweilt schloss er nach einer Weile das Fenster und ging wahrscheinlich in das angeschlossene Nebengebäude. Dort sind die Zimmer bestimmt geräumiger als Turm.
Wie San Gimignano entstand
Vermutlich ließen sich die Etrusker schon 300 bis 200 vor Christus dort nieder. Der spätere Reichtum kam durch die Frankenstraße in die Stadt und der führte von Norden nach Rom durch die Ortschaft. Pilger, Händler und Heere kamen durch San Gimignano und leisteten Tribut oder kauften Verpflegung.
Zusätzlich verdienten die Kaufleute reichlich Geld mit dem Anbau von Safran und dem Färben von Seidenstoffen. Der Anbau von Wein spülte ebenfalls Bares in die Säckel.
Doch die reichen Clans bekriegten sich blutig. Und das nicht genug, die Stadt führte auch Kriege gegen umliegende Gemeinden und zudem schwächte die Pest die Bevölkerung.
Der florentinische Diplomat Dante Alighieri (1265 – 1321), bekannt als italienscher Dichter und Philosoph, versuchte sein Bestes, um die Streitereien in San Gimignano zu schlichten. Unter den anderen aufstrebenden Städten konnte sich San Gimignano nicht mehr behaupten und stellte sich 1352 unter den Schutz von Florenz.
Die Handelsstraße nahm einen bequemeren Weg und die Stadt verarmte. Alles blieb so, wie es im Mittelalter war. Wenn die Türme zusammenbrachen, wurde der Schutt weggeräumt oder für Ausbesserungsarbeiten verwendet.
Piazza della Cisterna und Gelateria Dondoli
Hat man einen Parkplatz ergattert, geht der Weg durch die schattigen Häuserschluchten auf den Hauptplatz, die Piazza della Cisterna. Sozusagen von innen sind von hier aus die Geschlechtertürme gut zu sehen, die in den blauen Himmel ragen.
Nicht zu übersehen ist die Menschenschlange, die sich vor der Gelateria Dondoli schlängelt. Die Glücklichen, die ein leckeres Eis erstanden haben, sitzen am alten Brunnen und schauen dem Treiben auf dem Platz zu.
Die weltbekannte Gelateria ist erst 1992 gegründet worden und liegt direkt an dem Hauptplatz. Der Besitzer Sergius machte sie bekannt, in dem er an der Schlange vorbeiging und mit den Menschen sprach oder Witze machte. Außerdem kreiert er beständig neue Eisvarianten und nimmt an Eiscreme-Weltcups teil. Der Meister der Eismaschine veranstaltet auch Workshops und mehrtägige Kurse für den Eismacher-Nachwuchs. Wie wäre es mit je eine Kugel «Schwarze Venus», «Rosmarin Baby» und «Vernaccia-Sorbet»?
Duomo in San Gimignano
Von der Piazza geht es in den Dom, richtiger Collegiata Santa Maria Assunta, aus dem 12. Jahrhundert. Er fungiert heute nicht mehr als Dom, sondern ist eine normale Kirche. Der ehemalige Dom liegt erhöht und man muss Stufen erklimmen, um in den Innenraum zu gelangen. Das Kirchenschiff ist komplett ausgemalt. Prächtige Mosaike auf dem Fußboden wie im Florenzer und Sieneser Dom fehlen allerdings.
Am besten gefällt mir das große Gemälde am Ausgang. Hier sind mit aller Deutlichkeit die Höllenqualen abgebildet. Wenn die Besucher nach der Messe die Kirche verließen, wurden sie so an die drohende Hölle erinnert und zu einem gottgefälligen Leben ermahnt.
Bei genauerer Betrachtung kommen in dem Fresko die Zehn Gebote vor und welche Folgen das Versündigen dagegen hat. Das gilt nicht nur für das gemeine Volk, sondern auch für Würdenträger aus Kirche und Politik. Jeder bekommt es mit dem Teufel und dessen Helfern zu tun und wird brutal gequält.
So unmissverständlich sah ich noch kein Bild in einer Kirche an einer so prägnanten Stelle. Beim genauen Betrachten muss man sich unwillkürlich vor den unverhohlenen Gewaltexzessen schütteln.
Vernaccia di San Gimignano
Für Weinkenner und -liebhaber ist das Tröpfchen etwas ganz Besonderes. Der Wein ist ein Weißwein und der wird in der Umgegend von San Gimignano produziert. Der Wein erhielt 1966 als erster italienischer Wein die Bezeichnung DOC und 1983 den Status DOCG.
Vernaccia heißen viele Rebsorten und nur die mit Zusatz San Gimignano stammen aus dem Anbaugebiet um das Örtchen. Die Rebsorte wird bereits im 13. Jahrhundert in Urkunden als eine hier heimische Sorte erwähnt und blickt somit auf eine lange Tradition zurück.
Weitere Informationen:
San Gimignano, Tourismus Büro, Piazza del Duomo 1, 53038 San Gimignano