Der Milchschafhof Solterbeck im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein liegt in dem Dörfchen Sorgwohld bei Owschlag an der Bundesstraße 77 zwischen Rendsburg und Schleswig. Am Rande des Naturparks Hüttener Berge, unweit der Sorgwohlder Binnendünen, eine karge Heidelandschaft unter Naturschutz, ist das Dorf mit sechs Bauernhöfen. Das rentable Bewirtschaften von Höfen ist auf Sandboden schwer und erfordert innovative Ideen. Die hatte die Familie Solterbeck und ging neue Wege.
Der Solterbeck Bioland-Hof verfügt über 150 Schafe, genauer „Friesische Milchschafe“. Der Familienbetrieb besteht aus Ehepaar Solterbeck und Sohn Malte sowie einem wertvollen Helfer. Das Futter für die Schafe wird selbst angebaut. Angeschlossen ist eine kleine, aber feine Käserei. Sie produziert aus der Schafsmilch Joghurt, Frischkäse und Schnittkäse in geprüfter EU-Bio-Qualität. Der Camembert „Cam Mäh“ ist eine Eigenentwicklung von dem Agraringenieur Malte Solterbeck. Die Besonderheit: durch spezielle Kulturen wird der „Cam Mäh“ innen köstlich weich. Die fertigen Erzeugnisse des Milchschafhofes Solterbeck werden in Bio-, Naturkost-, Hofläden, im Lebensmittel-Einzelhandel der Region, in der Gastronomie und über Wochenmarkthändler vertrieben.
Milchschafhof Solterbeck – Nr. 5 der Käsestraße-SH
Ina Solterbeck führt interessierte Besucher immer dienstags von 15.30 bis cirka 17.30 Uhr (April bis Oktober) über den Hof und erklärt die handwerkliche Käserei. Ein Schild an der Dorfstraße weist den Weg. Ich parke beim Schild auf der Wiese. Achtung beim Aussteigen, denn die Schafe hinterließen ihre Spuren. Bauer Solterbeck steigt vom Trecker und begrüßt mich. Er schickt mich zu einem weiteren Wohnhaus. Ich soll klingeln. Frau Solterbeck öffnet die Tür und bringt gleich eine weitere Besucherin mit heraus. Draußen treffen wir noch ein Ehepaar aus Rendsburg. Noch etwas warten, aber die Gruppe scheint komplett. Frau Solterbeck erzählt über den Betrieb, der vor der Umstellung auf Bioproduktion Schweinemast betrieb. Der Hof ist seit über 400 Jahren in Familienbesitz.
Der Schafstall
Wir gehen durch Nebengebäude und treffen auf den alten Hofhund. Er kann nicht mehr gut laufen und ruht in der Sonne. Die einzigen Schafe auf dem Hof sind zwei übermütige Jungschafe. Die dürfen noch nicht mit den Großen auf die Weide. Dort verbringt die Schafherde den Tag und frisst und frisst. Das müssen sie auch, denn ihre Milch wird gebraucht für den Käse. Doch zuerst sehen wir das Winter- und Nachtquartier der Schafe. Der Stall ist der ganze Stolz von Bauer Solterbeck, denn er baute ihn komplett in Eigenarbeit. Das dafür verwendete Eichenholz stammt vom hofeigenen Wald. Es gab früher die Sitte, zur Geburt eines Kindes junge Eichen zu pflanzen. War das Kind erwachsen, waren auch die Eichen groß und stellten Kapital dar.
Der Stall ist kleiner als ein Kuhstall. Überhaupt alles ist kleiner, sozusagen in Schafsgröße. Mit Heu ausgelegt, sieht es warm und kuschelig aus. Frau Solterbeck erzählt, dass die „Friesischen Schafe“ nackte Schwänze haben. Das ist ein immenser Vorteil der Züchtung. Denn wollige Schwänze werden, um Infektionen zu verhindern, kupiert. Das ist bei nackt-schwänzigen Rassen nicht nötig. Die Rasse ist auch hochbeiniger als andere Sorten. Im Allgemeinen sind Schafe zur Gewinnung von Wolle bekannt. Milchschafe müssen auch zweimal im Jahr geschoren werden – „bekommen die Jacke ab“. Die Wolle wird in großen Beuteln gesammelt und verkauft. Die Qualität ist aber gering und der Preis entsprechend niedrig.
Käserei Solterbeck und Hofladen
In die Käserei dürfen wir aus hygienischen Gründen nur von außen hineinschauen. Aber Frau Solterbeck wäscht und desinfiziert ihre Hände, setzt eine Haarhaube auf, bindet sich eine saubere Schürze um und geht hinein. Nun erklärt sie uns durch ein Fenster die Herstellung von Hartkäse und zeigt ein Exemplar aus dem Lagerraum. Durch das Fliegennetz bekommen wir das Wesentliche mit. Von der Käserei zum Hofladen geht es über den Hof an zwei Ziegen vorbei. Wie das? Was machen hier Ziegen? Nur so, Mathilde und Luzifer haben keine Funktionen, sondern machen nur Ärger. Jetzt in ihrem Gatter sehen sie zwar harmlos und träge aus, aber besonders Luzifer soll manchmal frech, dreist und toll sein.
Im kleinen Hofladen mit hofeigenem Käse und weiteren Produkten vom Schaf sehen wir die Käsesorten und dürfen probieren. Schmeckt ausgesprochen gut, gar nicht schafig. Mit dem Vorurteil räumt Frau Solterbeck denn auch sofort auf: Wenn Schafskäse streng oder „nach Schaf schmeckt“, ist das ein Hygiene-Problem. Das haben Solterbecks offensichtlich nicht, denn die Käsesorten schmecken angenehm.
Die Schafe sind da!
Pünktlich um 17.00 Uhr sind die Schafe auf dem Hof. Vater und Sohn trieben sie von der Weide in den Aufenthaltsraum vor der Melkmaschine. Die Schafe drängeln sich mit vollen Eutern im niedrigen Stall. Die ersten stehen auf einer Rampe geduldig an. Die geht in den Melkraum. Immer zehn Schafe werden eingelassen und an die Melkmaschine angelegt. Die beiden Melker massieren die Euter und kontrollieren gleichzeitig den Gesundheits-Zustand. Wir sehen nur zehn Schafpopos, nackte Schwänze, volle Euter und die arbeitende Maschine. Zu hören sind das Pumpen und der Motor der Melk-Maschine und schmatzende Geräusche, denn die Schafe fressen während des Melkens aus einem Trog. Es läuft routiniert ab, zweimal täglich, Melker und Schafe sind ein eingespieltes Team. Fertig gemelkte Schafe verlassen den Melkraum und gehen für die Nacht in den Stall. Dort wartet wieder etwas Gutes zum Fressen.
Der Besuch war sehr interessant und der Weg hat sich gelohnt. Zum Schluss kaufe ich natürlich noch Käse.
Weitere Informationen: www.schafkäserei.de, Milchschafhof Solterbeck, Sorgwohld 10, 24811 Owschlag
www.kaesestrasse-sh.de