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Thingplatz in Gulde

Thingplatz in Gulde gleicht einem versteckten Ort. Auf einem Hügel und das ist eine Seltenheit im ansonsten flachen Schleswig-Holstein, liegt der Versammlungsplatz der Germanen sowie Wikinger und einige Steingräber.

Vom Parkplatz an der Straße geht ein schmaler Fußweg hinauf. Die großen und kleinen Steine liegen im Gras und auf einem großen liegt ein Strauß vertrockneter herbstlicher Beerenzweige. Wir sind also nicht die ersten, die diesen Platz aufsuchen. Neben den Gräbern plätschert der Bach Splintbroau im Wäldchen. Von weitem sind die Dächer der Gehöfte zu sehen.

Thingplatz in Gulde nahe Gelting an der Ostsee

Thingplatz in Gulde mit Domen-Grab

Die Gräber sind mit Findlingen von den Feldern der Landwirte ergänzt und nachgebaut worden. 2003 begann die Gemeinde mit ihrer Arbeit. Auf dem Hügel fanden sich auffällig viele Findlinge und deshalb lag die Vermutung eines Thingplatzes nahe. Damals üblich lagen solche Tagungsorte in der Nähe von Behausungen und Friedhöfen.

Bevor man zu den Steinen geht, lohnt ein Blick auf die Wände der Holzhütte mit einer Sitzgruppe um einen Tisch, die am Ende des Weges steht. An den Wänden sind Erläuterungen zum besseren Verstehen des Ortes angebracht. Gehen Besucher eine Treppe aus Feldsteinen hinauf, stehen sie zwischen den Gräbern. Davon gibt es mehrere Arten, die Landwirte bei der Bewirtschaftung ihrer Äcker entdeckten.

Runenstein mit Schriftzeichen
Runen, die wohl Vater heißen

Der Heilige Hain auf dem Arltberg

Thing auf dem Arltberg
  • Guly-Thing aus der Zeit 500 vor bis 375 nach Christus rekonstruierte die Gemeinde etwas außerhalb ihres Dorfes. Unter freiem Himmel versammelten sich dort die Dorfältesten um den großen flachen Stein und besprachen Dinge von öffentlichem Interesse. Viele kleinere Steine sind drumherum in den Boden eingelassen.
  • Der Dolmen war wahrscheinlich das Grab eines Ältesten oder Häuptlings aus der Zeit 3500 vor Christus. Neuere Theorien gehen auch von einem Gemeinschaftsgrab oder die Nutzung als Beinhaus aus.
  • Der Runenstein ist eine Nachgestaltung. Das Original ist leider verschollen. Quellen berichten von 14 kleinen Vertiefungen. Demnach handelt es sich um einen sogenannten Schalenstein. Solche Steine werden auch mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht. Bei näherer Erkundung fanden sich Grabbeigaben und zwei Steinreihen. Auf dem Runenstein ist eine Inschrift und übersetzt könnte das vermutlich „Vater“ heißen. Vielleicht errichtete ein Sohn für seinen verstorbenen Vater diese Grabstätte. Sie stammt aus der Wikingerzeit 800 bis 1066 nach Christus.
Thing aus Steinkreis mit großem Stein innen
  • Eine Steinkreis in Schiffsetzung aus 18 Findlingen schließt sich an den Runenstein an. Solche Schiffsetzungen gelten als Brand- und Urnengräber und die Schiffsform ist eine Symbolik aus der Wikingerzeit und es soll die Toten ins Totenreich überführen.
  • Steinschutzpackung eines Urnengrabs etwa aus der Zeit von 1700 bis 500 vor Christus.
  • Rollstein-Packung von 20 am Bach gefundenen flachen kopfgroßen Feldsteinen betrachten Forscher als Hinterlassenschaften eingewanderter Jüten 375 bis 550 vor Christus nach Angeln. Die Steine dienten Urnenbestattungen bis in die Wikingerzeit hinein.

Der Weg zum Thingplatz

Schiffsform mit Runen-Stein

Auch wenn die Steinformationen von verschiedenen Fundorten zusammengetragen wurden, ist es doch äußerst anschaulich, die Gräber kompakt sehen zu können. Oft sind Hünengräber oder besondere Steine in Wäldern versteckt und nur Wanderer erreichen sie. Leider war die Beschilderung mit Hinweisschildern dürftig und wir mussten zweimal nach dem Weg fragen. Dennoch hat sich das Suchen gelohnt und wir entdeckten einen seltsamen Ort auf einem bewaldeten Hügel und der Bach plätschert hinab und von fern ein Trecker.

Weitere Informationen: Thingplatz in Gulde, Kirchenweg, 24409 Gulde / Stolltebüll

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