Das Harzer Baumkuchenhaus liegt außerhalb von Wernigerode in einem Gewerbegebiet. Doch durch die leuchtend gelbe Farbe ist es schon von weitem zu erkennen. Ein Vorteil der ungewöhnlichen Lage ist der ausreichende Parkplatz und der ist nötig, denn das Café und die Schaumanufaktur sind sehr gut besucht.
Außen und innen ist alles auf den König der Kuchen abgestimmt. So baumeln im Garten Keramik-Baumkuchen in verschiedenen Erdfarben in den Bäumen. In der Rasenfläche ist eine kreisrunde Fläche eingelassen und die ist mit roten und schwarzen Ziegeln versehen und ähnelt einem Baumkuchen.
Das Harzer Baumkuchenhaus in Wernigerode
Die markante Front des Cafés ziert zwei gelbe geriffelte dicke baumkuchenartige Säulen. Dazwischen und seitlich sind Glasfronten, hinter denen man die Gäste ausmachen kann. Betritt man das Gebäude ist im hinteren Teil die Schaumanufaktur mit einem kleinen Museum also Baumkuchen komplett.
Es läuft ein Video, das sich anzuschauen lohnt. Darin wird die aufwändige Herstellung des Baumkuchens gezeigt, wenn die Schaubäckerei unbesetzt ist. Hier ist dann zu sehen, wie der Kuchen gebacken wird. Um eine lange waagerecht hängende Stange gießt der Bäcker immer wieder Teig und lässt den dann backen. Dadurch entsteht im Innern das ringförmige Aussehen des Baumkuchens, wenn er in Scheiben geschnitten ist.
Baumkuchen gibt es in verschiedenen Variationen zum Beispiel in Fondant oder Schokolade getaucht zu kaufen oder bei einer Tasse Kaffee im Café zu kosten. Eigentlich finde ich es viel zu schade, den Geschmack von Baumkuchen mit Schokolade zu überdecken.
Im gesamten Gebäudekomplex des Baumkuchenhauses befindet sich auch die Werkstatt und der Versand. Auf dem Parkplatz stehen auch gelbe Auslieferungstransporter.
Wie es zum Baumkuchen kam
Die ersten Baumkuchen sind schon 400 vor Christus in Griechenland gebacken worden, allerdings weniger aufwendig. Teig wurde einfach um einen Stock gewickelt und mit Honig gesüßt. Das schmeckte auch den Römern und sie übernahmen das Gebäck. Mit ihren Eroberungen verbreitete sich der Kuchen über ganz Europa und es entwickelten sich eine neue Rezepturen und Namen. Mit der Seefahrt und der Globalisierung kamen neue Gewürze in die Klöster und Bürgerhäuser und wieder Baumkuchen-Kreationen entstanden.
In Wernigerode gründete ein Baumkuchenbäcker im 18. Jahrhundert die erste Baum- und Schlosskuchenfabrik. Im 19. Jahrhundert backten zahlreichen Bäcker in Wernigerode dieses beliebte Gebäck und versandten es nach Übersee. Im zweiten Weltkrieg wurden die Bäckereien zerstört und mussten nach und nach wiederaufgebaut werden. In der DDR übernahm dann die VEB-Backwaren Wernigerode die Produktion und belieferte etliche Verkaufsstellen.
1989 nach der Wende schlief das Baumkuchenbacken ein bis 1992 Rolf-Dieter Friedrich die Tradition wieder belebte. 2008 entstand das Baumkuchenhaus und ist zu einer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit im Harz geworden.
Baumkuchen in Japan
In Japan ist Baumkuchen sehr begehrt und in jedem Supermarkt zu haben. Es gibt Sorten wie zum Beispiel mit Earl Grey, Marmor-Cake, Bananen, Kaffee oder mit Honig. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Doch wie gelangte der Baumkuchen nach Japan?
Der Deutsche Karl Juchheim lebte vor Ausbruch des Krieges in der deutschen Kolonie Tsching Tao in China, wo er in einem Café gearbeitet und Baumkuchen gebacken hatte. In den Kriegswirren geriet er in japanische Gefangenschaft und die Japaner erkannten aber das Können des deutschen Bäckers. Auf einer Handelsmesse führte er die Herstellung eines Baumkuchens vor und hatte damit einen überraschenden Erfolg. Danach war er ein freier Mann, frisch verheiratet und selbstständiger erfolgreicher Unternehmer.
Karl Juchheim ist inzwischen verstorben, doch sein Unternehmen überlebte bis heute. In Japan gilt Juchheim als Edelmarke mit erstaunlichen Kreationen.
Weitere Informationen: Harzer Baumkuchen, Neustadter Ring 17, 38855 Wernigerode