Minakshi-Tempel Madurai
hat um 16.00 Uhr die Mittagspause beendet und wieder geöffnet. Hindus und Besucher strömen in diesen riesigen Tempelkomplex, der mitten in der Altstadt von Madurai in der Provinz Tamil Nadu liegt. Es ist eng in den engen Gassen und belebt. Busse und Pkws parken am Rand. Im Gänsemarsch laufen wir durch ein winziges Gässchen zum Tempel. Da der Weg nicht gepflastert und uneben ist, heißt es den Boden im Blick zu behalten. Pfützen, Steine und Kuhfladen liegen verstreut. Nach rechts und links schauen, geschweige denn nach oben, erscheint nicht ratsam. Obwohl es dort bestimmt sehr interessante Dinge zu sehen sind.
Der Weg ist geschafft, wir gelangen auf einen kleinen Vorplatz des Tempels. Hinweisschilder verbieten allerlei, so zum Beispiel spitze Gegenstände und Headsets für Reiseführer und Gruppen. Tempelsocken sind auch nicht erlaubt, der Tempel muss barfuß besichtigt werden. Die Schuhe werden in Regalen abgelegt und die Headsets müssen abgegeben. Geschafft und weiter geht es auf dem schmalen Bürgersteig durch eine nach Männern und Frauen getrennten Security-Schleuse. Ein hohes Tor ist der Eingang zum Minakshi-Tempel Madurai. Da an einen äußeren Blick auf das Tor gar nicht zu denken war, sind wir nun schon im Tempel.
Minakshi-Tempel Madurai mit Verkaufsständen
Es herrschen die weichen Farben vor, aber alles ist bemalt und kunstvoll verziert. Götter überall Götter und fruchteinflößende Wächtergottheiten, die im Süden Indiens andere Namen tragen als im Norden. So heißt etwa der Hauptgott Shiva hier Sundareshvara. Das ist nicht mehr zu behalten, also bleibt es bei Shiva. Gläubige und Besucher wandeln durch hohe Hallen, in denen beidseitig Verkaufsstände aufgebaut sind. Wände, Böden und Decken sind im unteren Teil aus dunklem Granit. Oben ist jedes Fleckchen mit kräftigen Farben angemalt. Ausreichende Beleuchtung lassen die Bilder sehr gut sehen. Hinweisschilder an den „Kreuzungen“ weisen den Weg zu den einzelnen Tempeln. An einem Gang ist der Tempelteich mit rundherum Stufen zum Wasser. Dort werden rituelle Waschungen durchgeführt. Spendenbüchsen sind auch zu entdecken, doch nicht so auffällig platziert wie in der Tempelstadt Srirangam bei Tiruchirappalli. Doch das Allerheiligste ist auch hier für Nicht-Hindus verboten. Es darf auch nicht in der Umgebung des Haupttempels fotografiert werden. Noch während wir die aus Teakholz geschnitzte Kastendecke bewundern, kommt ein Tempelelefant vorbei. Er trägt eine reich verzierte Schabracke, die an den Ohren befestigt ist. Der Elefant geht gemächlich den Gang entlang, alle machen respektvoll Platz.
Im Minakshi-Tempel finden Hochzeitsgespräche statt
Die Gänge werden regelmäßig mit Wasser ausgespritzt. Alle zwölf Jahre wird der Tempel renoviert. Er sieht auch wirklich sehr gut aus. Selbst bei den vielen Besuchern liegt kein Müll herum, es ist sauber. Der Tempelbau begann etwa im 7. Jahrhundert, danach baute jeder Herrscher etwas daran oder hinein. Der Komplex ist Shiva geweiht und seiner Gefährtin Parvati, hier im Süden Minakshi genannt.
Vor dem Eingang zur Teakholz-Halle lagern zwei Familien auf mitgebrachten Teppichen. Auf der einen Seite sitzen die Frauen, auf der anderen die Männer. Es ist die erste Begegnung zweier Familien, die eine arrangierte Hochzeit vereinbaren. Der Tempel ist neutrales Gebiet. Eine dezente Beobachtung der Verhandlungen ergibt interessantes. So saßen anfangs auch die Frauen bequem auf großen Teppichen, doch das konnte nicht so bleiben. Es kamen ein paar Männer herüber, nahmen den Frauen die weichen Teppiche weg, legten sie auf die Männer-Seite und setzten sich im Schneidersitz darauf. Die Frauen schimpften zwar, doch sie waren machtlos. Das Brautpaar war nicht zu sehen. Sie treffen sich erst bei der Hochzeit. In Indien gibt es noch viele arrangierte Ehen, besonders in ländlichen Regionen.
Plötzlich waren Trommeln in einem Gang zu hören. Etwa 20 Brahmanen liefen mit forschem Schritt und hatten wahrscheinlich ein wichtiges Ziel. Die Trommeln machten ihnen den Weg frei. Der letzte Brahmane der Truppe telefonierte unbekümmert mit seinem Mobil-Telefon.
Beeindruckende Bilder und eine bedrückende Geschichte dahinter. Ich weiß, dass in Indien Ehen arrangiert werden und Frauen nichts zu sagen haben, aber immer noch macht es fassungslos!