Liebermann-Villa am Wannsee in Berlin ist etwas für Kunstinteressierte. Dort verbrachte der Maler Max Liebermann (1847-1935) seine Sommer und malte. Zahlreiche Motive seiner Gemälde sind auf dem Anwesen wieder zu entdecken.
Das Grundstück direkt am Seeufer ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Kaum ist man aus dem Bus gestiegen, bleibt der Großstadtstress zurück. Genau deshalb verbrachte der Maler mit Frau und Tochter hier seine Sommer und malte seine 200 Gemälde. Im Haus ist das Atelier im ersten Stock zu sehen. Allerdings leergeräumt. Ein paar Bilder hängen noch an den Wänden. Aber die Anwesenheit des Malers ist noch zu erahnen. Wer würde nicht gern so einen schönen Rückzugsort haben?
Liebermann-Villa am Wannsee ist ein Sommerhaus
Betritt man den Garten, ist sicherlich zwischen den Pflanzen ein Gärtner oder eine Gärtnerin versteckt. Es gibt immer etwas zu tun. Der Garten ist lang gestreckt und recht groß. Im vorderen Teil zur Straße hin steht eine Bank. Auf der sollte man unbedingt Platz nehmen und den Blick suchen. Wohin? Durch die Fenster des Hauses auf den See. Liebermann wollte diese Aussicht und ließ das Haus dementsprechend bauen.
Das Haus ist geräumig, aber es musste auch dort das Personal untergebracht werden. Zur Straßenseite beeindrucken die mächtigen Säulen und verleihen dem Haus das Aussehen eines Herrschaftssitzes. Liebermann nannte es auch „Mein Schloss am See“. 1909 erwarb er das Grundstück und verbrachte von 1914 bis zu seinem Tod 1935 hier seine Sommer.
Was geschah mit der Liebermann-Villa?
Nach dem Tod Liebermanns zwangen die Nationalsozialisten seine Witwe Martha 1940 zum Verkauf an die Reichspost. Nach dem Krieg erhielten die Erben das Haus zurück und verkauften es an das Land Berlin.
Das Gebäude war zunächst ein Krankenhaus. Ab 1972 pachtete es ein Tauchklub. In den mehr als 60 Jahren Fremdnutzung erfuhren Haus und Garten eine völlige Umgestaltung. Der Garten war zerstört. 1995 gründete Sympathisanten des Künstlers die Max-Liebermann-Gesellschaft. Mit Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Arbeitskraft rekonstruierten sie Haus und Garten. Die Liebermann-Villa ist nun ein Museum und bekommt keine öffentlichen Mittel. Besucher können auf dem Anwesen wandeln, so wie es wahrscheinlich Max Liebermann getan hat.
Das Café Max lädt zu kleinen Snacks und Getränke auf der Terrasse ein inklusive Blick auf den See, auf dem Segelboote vorbeiziehen.
In der Liebermann-Villa finden heute Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Mal-Kurse statt. Und natürlich Führungen.
Wer war Max Liebermann?
Der Maler wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilfabrikanten in Berlin geboren. Er studierte an der Kunstakademie in Weimar. Später malte er Motive aus dem Leben armer Leute. Das trug ihm den Namen „Armeleutemaler“ ein. 1884 heiratete er. Er nahm an der Weltausstellung in Paris teil. Nach dem Tod des Vaters erbte Maximilian Liebermann das Haus am Pariser Platz und wohnte weiter darin. Er wurde zum Professor der Königlichen Akademie der Künste ernannt. Federführend mit anderen Künstlern brachte er den Jugendstil und den deutschen Impressionismus nach Berlin. 1933 trat er zurück, weil die Nationalsozialisten keine Bilder jüdischer Maler mehr ausstellen wollten. Verbittert starb er in seinem Haus am Pariser Platz 7 1935. Seine Frau Martha beging am Tag vor ihrer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt Selbstmord. Schon vorher hatte sie ihr gesamtes Vermögen an die Nationalsozialisten verloren.
Weitere Informationen:
Liebermann-Villa am Wannsee, Colomierstr. 3 14109 Berlin, www.liebermann-villa.de
Öffnungszeiten: Oktober bis März täglich außer dienstags 11 – 17 Uhr, an Feiertagen geöffnet
April bis September, täglich außer dienstags 10 – 18 Uhr, an Feiertagen geöffnet
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: S-Bahnhof Wannsee, Bus 114 bis Haltestelle Liebermann-Villa