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Erfinderin der Autobahn-Raststätte

Erfinderin der Autobahn-Raststätte ist die mutige Frau Irmgard Heintel. Mutter der Autobahn, das ist ein Titel für eine Selfmade-Unternehmerin der Nachkriegszeit. Sie gründete das erste Rasthaus Deutschlands und das ist „Greding“ an der Autobahn A9 München-Nürnberg.

Geboren wurde die Gründerin im Februar 1918 und verstarb nach 88 arbeitsreichen Jahren im Februar 2006. Heute sind Autobahn-Raststätten eine Selbstverständlichkeit und jeder Autofahrer fährt oft achtlos an ihnen vorbei.

Erfinderin der Autobahn-Raststätte ist Irmgard Heintel

Erfinderin der Raststätte an der Autobahn

Die erste Raststätte war nicht mehr als eine einfache Baracke, notdürftig aus Holz gezimmert. Durch den Holzverschlag pfiff der Wind und es gab vier Tische und 16 Stühle. In einer Ecke stand der Petroleumkocher und serviert wurden Ersatzkaffee und Sirup-Plätzchen. 1945 eröffnete Irmgard Heintel das erste Rasthaus an der Autobahn. Vorher gab es auch schon Haltepunkte an den Autobahnen, die allerdings nur zum Tanken dienten.

Wo heute Tausende von Urlaubern in Richtung Süden brausen, stand damals nur eine schmale Hütte. Dabei ruhte der Verkehr, denn die Brücken waren gesprengt und es gab keinen Sprit und niemand verfügte über ein Auto. Als erste Gäste kamen Flüchtlinge, die zu Fuß unterwegs waren. Später nahmen Fernfahrer und US-Soldaten an den Tischen Platz und bestellten sich eine kleine Mahlzeit. Lebensmittel ergatterte die mutige Frau bei Bauern oder in den neu entstandenen Betrieben. Mit dem Fahrrad oder per Anhalter transportierte die Alleinerziehende alles Nötige in Pappkartons in ihr Rasthaus.

Das Geld liegt auf der Straße

Autobahn brauchen Raststätten

Nach der Flucht mit drei Kindern arm und hungrig, träumte Irmgard Heintel von blinkenden Geldstücken im Wald hinter der Autobahn. Dieser Traum ließ sie nicht mehr in Ruhe. Autobahn, Verkehrsader von Nord nach Süd oder umgekehrt, Aufbau nach dem zweiten Weltkrieg und Heintel sah die Entwicklungen und ihr Traum nahm Gestalt an. Doch es bedurfte viele Jahre harter Arbeit bis die Familie davon leben konnte. Entbehrungen, Rückschläge und weitere Kinder und das Scheitern der zweiten Ehe zehrten am Durchhaltewillen der Gründerin. Doch sie hielt unverdrossen an ihrer Idee fest und eröffnete eine zusätzliche Raststätte an der Nähe der DDR-Grenze. Nach dem Bau der Mauer war sie unwirtschaftlich und wurde geschlossen.

Die Übernahme der Raststätte Allertal-West in Norddeutschland an der Autobahn A7 zwischen Hamburg und Hannover war ihre letzte Raststation. Dort schrieb sie ihr erstaunliches Leben auf und veröffentlichte ein Buch mit dem Titel „Mutter der Autobahn“. Das ist zwar längst vergriffen, doch wird im Internet noch hier und da als gebraucht angeboten.

Nur zum Tanken

Irmgard Heintel verstarb nach ihrem achtundachtzigsten Geburtstag im Februar 2006 nach einem erfüllten Leben. Ansonsten scheint sie vergessen und meine Nachforschungen ergaben nur ihr Buch. Sehr seltsam, denn Autobahn-Raststätten sind heute notwendig und selbstverständlich. Heute gibt es 440 bewirtschaftete Rastanlagen mit Tankstellen, Service und Raststätten an Deutschlands Autobahnen.

2 Gedanken zu „Erfinderin der Autobahn-Raststätte

  1. Lars O. Heintel

    Liebe Helga Henschel, ganz herzlichen Dank! Es ist schön, mal wieder öffentlich etwas über meine Großmutter Irmgard Heintel zu lesen, für deren Lebenserinnerungen ich 1998 extra einen Verlag gründetete. Es folgten enorm viele Zeitungsberichte, Radio- und Fernsehberichte, Einladungen in Talkshows und Übernahmesogar von Textauszügen in ausländisches Unterrichtsmaterial über Deutschland und die Hardcover-Buchauflage von 1.000 Exemplaren war nach etwa einem Jahr vergriffen; ein gleichnamiger Dreiviertelstundenfilm des Bayerischen Rundfunks in der Reihe „Lebenslinien“ lief mehrfach auf sämtlichen dritten ARD-Programmen und 3Sat – umso erstaunlicher, dass man nun seit über zwei Jahrzehnten diesem interessanten Thema (die FAZ oder die Süddeutsche nannte es damals „kulturhistorisch“) und ungewöhnlichen Lebensweg so gut wie nichts mehr sieht und liest und hört, denn damals gab es sogar Überlegungen, ob man auf Basis des Buches nicht sogar einen vielversprechenden TV-Mehrteiler (heute würde man wohl Miniserie sagen) entwickeln könnte.

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    1. hehe Beitragsautor

      Hallo Lars O. Heintel, danke für den Kommentar. Ich freue mich, einen Nachfahren von Irmgard Heintel virtuell getroffen zu haben. Vor Jahren traf ich auf die Geschichte und sie faszinierte mich. Ich stellte mir vor, wie innovativ sie war und gleichzeitig so viel Mühen auf sich genommen hat. Eigeninitiativen bei Frauen waren damals eine Ausnahme. Meine Hochachtung.
      Viele Grüße
      Helga Henschel

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