Bier brauen in Bremen hat eine lange Tradition. Neue oder wieder belebte Brauereien erweitern das Angebot an Bieren. Die Tendenz geht hin zu Craft Bier oder richtiger Craft Beer, die mit interessanten und abwechslungsreichen Geschmacksrichtungen aufwarten. Was ist ein Craft Beer eigentlich? Craft Biere sind meist Bier-Spezialitäten von kleinen unabhängigen Brauereien. Es sind Biere mit eigenem Charakter, die sich von der Masse abheben. Die Brauer probieren verschieden Brau-Verfahren und Hopfen-Sorten aus. Eine genaue Definition von Craft Beer gibt es nicht.
Besondere Biersorten, die von der Alltagsbiersorte abweichen, braut die Bremer Unions-Brauerei. Erst 2015 gegründet kam es in der Bier-Produktion schon Weihnachten 2015 zu einem Engpass und die Craft Brewer mussten über die Feiertage brauen. Inzwischen hat sich die Union-Brauerei in der alten stillgelegten und wieder erweckten Brauerei im Stadtteil Walle zu einer Institution mit einem reichhaltigen Angebot an Bieren und Veranstaltungen entwickelt.
Bier brauen in Bremen in der Union Brauerei
Das alte Brauereigebäude von 1907 liegt mitten in einem Wohnviertel mit kleinen Reihenhäusern in einer Seitenstraße des Osterfeuerberger Rings. Früher etwas vernachlässigt hat sich die Gegend zu einem Kleinod entwickelt. Viele der Häuser sind renoviert. Die gegenüberliegende Schule aus Backstein gebaut erhebt sich mächtig zwischen den niedrigen Wohnhäusern. Und gleich gegenüber dem Schulhof schieben die Giebel der Brauerei sich in den blauen Himmel. Kommt man in die Straße mit der Brauerei, sind die alten Zeiten gut vorstellbar. So befindet sich in der Straße eine urige Kneipe mit dem Namen „Druide“.
Im alten Brauerei-Gebäude ist wieder Leben eingekehrt. In der „Kesselhalle“ mit geräumiger Gastronomie können Gäste Bier trinken und etwa essen. Ein hinterer Raum bietet die Ruhe, ungestört bei einem Glas Bier auf der Bierzeltgarnitur die Bundesliga zu gucken und mitzufiebern. Im Flur mit den originalen Fliesen hängt eine große Tafel mit Informationen um die „Welt der Malze“, Welt der Hopfen“ und „Welt der Biere“. Rechts ab geht es zum „Sudhaus“, in dem sich ein Laden und einige Kessel befinden. Am Eingang zum „Sudhaus“ erwartet uns Carsten Eger, Braumeister und Biersommelier. Er wird uns in die Kunst des Brauens einführen und durch die Brauerei geleiten.
Das Bier-Reinheitsgebot war das erste Lebensmittelgesetz
Von Carsten Eger erfahren wir, dass die Brauerei anfangs eine sogenannte Wirte-Brauerei war, die dann von der Becks Brauerei in Bremen aufgekauft wurde. Unrentabel musste sie 1960 schließen. Das Gebäude ist unter Denkmalschutz gestellt und damit gegen die Gefahr des Abrisses geschützt. Die Mitarbeiter der Union Brauerei wollen die alten Bierstile neu beleben und kreativ Biere entwickeln. Dabei stehen die Kriterien des deutschen Reinheitsgebotes, nachdem für das Bierbrauen nur Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen, im Vordergrund. Hefen standen ursprünglich nicht im Gesetz, weil man schlicht nichts von den aktiven und notwendigen Hefen wusste. Ein Gesetz war nötig, weil bei der Bier-Herstellung kräftig gepanscht wurde und es schon zu Todesfällen kam. Wer gegen das Gesetz verstieß, konnte schon mal als Strafe das Ersäufen in Bier auferlegt bekommen.
Bier hatte von Anfang an die Stellung eines gesunden Lebensmittels. Da die Versorgung mit einwandfreiem Wasser in den Jahrtausenden immer ein Problem darstellte, war Bier das Getränk für alle Altersgruppen die Flüssigkeit der ersten Wahl. Die Mönche entwickelten das Bierbrauen weiter, denn „Flüssiges bricht nicht das Fasten“. So konnten Klosterbrüder auch in der kargen Fastenzeit ihr Bier trinken.
Wir erfahren, dass es 200 Hopfensorten gibt. Was man alles damit anstellen kann, sehen wir in dem Rundgang durch den Kesselraum, Abfüll-, Etikettierungs- und Abpackanlage. Doch das Beste kommt zum Schluss: das Verkosten.
Die Bierkalorien sind beim Verkosten vergessen
In der Brauwerkstatt serviert uns Carsten Eger die Biersorten in kleinen Gläsern, denn manche Biere sind recht stark und schießen gleich in den Kopf. Wir probieren nacheinander Weißbier, Pale Ale, Hanseat 2.0 und noch einige andere. Dabei ist der Geschmack prima zu unterscheiden und die verschiedenen Farben. Manche enthalten besondere Hopfenarten, deren Namen auf dem Etikett vermerkt sind. Wir erfahren, dass durch die verwendete Hopfensorte ganz neue Geschmacksrichtungen entwickelt werden können. Und nebenbei noch, das Porter früher das Bier der Hafenarbeiter war.
Besonders beeindruckt hat mich die Biersorte, die in alten Whiskey- oder Cognac-Fässern gelagert wird. Einen winzigen Schluck bekam jeder von uns in sein Glas, denn ein Fläschchen kostet einiges. Noch bezieht die Union Brauerei solche edlen Tropfen aus einer Brauerei aus Süddeutschland. Doch die Fässer sah ich schon stehen, es wird im Hause experimentiert und erprobt.
Ein sehr interessanter Aspekt ist Bier und Essen. Dazu erzählte Carsten Eger einiges wie Bier und Schokolade, doch das würde eine Extra-Führung füllen.
Biere der Union Brauerei gibt es über den Handel in Bremen und umzu zu kaufen. Online sind die Biere über www.craftbeerstore.de zu erhalten. Mit dem Hinweis auf kommende Bier-Events schließt Herr Eger die Führung ab:
16.- 17. September 2016 – die 2. Bremer Craft Bier Tage oder das Oktoberfest ein Wochenende später.
Öffnungszeiten: Mo – Fr ab 16 Uhr, Sa + So ab 11 Uhr, Führungen (deutsch/englisch) mit Baumeisterin oder mit Braumeister auf Anfrage täglich möglich
Eintritt: 0,- € Sudhaus, Craft Bier Shop, Braugasthaus.
Führungen und Seminare: einstündige Brauereiführung: 11,- Euro, zweieinhalbstündiges Bierseminar: 29,- Euro, ganztägiges Brauseminar: 99,- Euro
Gruppen: Brauereiführung ab 10 Personen 10,- Euro pro Person
Internet: www.brauerei-bremen.de
Adresse: Theodorstraße 11, 28219 Bremen
Anfahrt: Straßenbahnlinie 10 vom Hauptbahnhof, Richtung Gröpelingen, Haltestelle: Gustavstraße
Straßenbahnlinie 2 von der Domsheide oder Brill, Richtung Gröpelingen, Haltestelle: Gustavstraße
Buslinie 26 Richtung Gröpelingen, Haltestelle: Holsteiner Straße
Siehe auch der Stadt-Führer „Bremen“, indem die Union Brauerei ebenfalls besprochen wird. Ein Dank an die Facebook-Gruppe „Nordblogger“.
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Hallo Helga! Ein schöner Bericht über diesen tollen Abend bei der Union Brauerei! Viele Grüße! Jessica
Hallo Jessica,
fand ich auch. Das Lob gebe ich zurück. ein bremisches Tschüss Helga
Hallo Torsten,
vielen Dank für das Lob. Man vergisst so schnell und da es in die Welt geht, sollte es stimmen.
Grüße Helga
Hallo Helga,
ganz toller Beitrag von Dir. Als persönliches Learning nehme ich mit, dass es durchaus Sinn macht sich während der Führung Notizen zu machen, so ist Dein Beitrag wirklich fundiert.
Viele Grüße
Thorstne