Taschkent – Hasrati Imam Komplex – die erste Moschee in einem Land, in dem ein Großteil der Bevölkerung muslimisch geprägt ist, wird gleich nach der Ankunft besichtigt. Während Usbekistan zur Sowjetrepublik gehörte, wurde praktizierte Religion nicht gerne gesehen. Moscheen ließ die Regierung verfallen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit holten die neuen Machthaber sich Unterstützung in Glaubensfragen aus Saudi-Arabien, so erzählt unser einheimischer Führer. Mit fremdem Geld baute man Moscheen wieder auf. Imame kamen aus Saudi-Arabien. Dadurch gelangte auch eine zunehmende Radikalität ins Land, die die neuen Machthaber nicht dulden wollten. Sie griffen durch und vertrieben die Unruhestifter. Die große Hasrati Imam Moschee mit Platz für 2500 Gläubigen wurde erst 2007 grundlegend nach alten Plänen wieder restauriert und wieder aufgebaut. Heute ist die umfangreiche Anlage Sitz des Groß-Muftis und strahlt im orientalischen Glanz und Kunstfertigkeit in der Sonne.
Taschkent – Hasrati Imam Komplex mit Moschee und Medrese
In Usbekistan herrscht Religionsfreiheit und die verschiedenen Religionen werden gleichwertig behandelt. Deshalb dürfen die Imame auch nicht fünfmal am Tag ihren Ruf erklingen lassen. Nur freitags und bei hohen Festen ist es ihnen erlaubt. Es gibt keine Kirchensteuer. Die Gemeinden tragen sich durch Spenden der Gläubigen und durch staatliche Unterstützung.
Die sunnitische Hasrati Imam Moschee ist eine sogenannte Breitraum-Moschee. Das heißt, der Moschee Raum ist sehr breit angelegt und mit prächtigen weichen Teppichen ausgelegt. Im Hof mit einem gepflegten Garten stehen rundherum hölzerne Säulen aus Sandelholz. Die Stämme sollen aus Indien importiert worden sein und hier kunstvoll geschnitzt. Mit den runden, mit blauen Fliesen verkleideten Kuppeln bilden sie eine farblich schöne Kombination. Überall stehen Spendenbüchsen herum und erinnern die Gläubigen an ihre Pflicht, etwas für die Armen und die Aufgaben ihrer Kirche zu spenden. Da können sich Besucher wie wir ebenso aufgefordert fühlen auch etwas zu spenden, denn Eintritt und Besichtigung sind kostenlos. Übrigens es besteht keine Kopftuch-Pflicht in den Moscheen.
Was hat ein Deutscher mit dem Koran zu tun?
Geht man um die Moschee herum zum hinteren Teil, schließen sich eine Medrese, eine Ausbildungsstätte für Imame, und einige weitere Gebäude an. Unter anderem das sehr interessante Koran-Museum. In der Mitte des bewachten Raumes liegt ein überaus großer Koran, der im 7. Jahrhundert geschrieben wurde. Das Buch, geschützt in einer Glasvitrine, hat 360 Pergament-Seiten mit Baum-Harz beschrieben. Beim Schreiben soll der 3. Nachfolger des Islam-Gründers Mohammed umgebracht worden sein. Die Blutflecken sind auf den Blättern noch zu erkennen. Es gibt noch vier alte Korane weltweit, die in Kairo, Istanbul und London liegen und eben hier. Dieser Koran soll bei einem Feldzug aus dem Irak mitgebracht worden sein. Den kommandierte der deutschstämmige General des russischen Zarenreiches Konstantin Petrovich von Kaufmann (1818 – 1882), der als Governor-General of Russian –Turkestan seinen Dienst tat. Es hat schon eine gewisse Brisanz, das ein Deutscher aus Schleswig-Holstein, in den Diensten des Zaren, einen Koran mitgehen lässt.
Fotografieren ist in diesem Raum leider verboten.
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