Derwische heißt fromme Männer und gehören zum Mevlevi-Orden. Der Gründer war Celaleddin Rumi, genannt Mevlana. Der Tanz symbolisiert seine Lehre, den Sufismus. Himmelfahrt, den Auftieg der Seele in den Himmel und wieder zurück. Instrumente , Gesänge und Gedichte begleiten den „Gottesdienst“ – Sema. Gesänge und Gedichte schrieb Mevlana. Das Sema-Ritual stellt das „Verlassen des Ichs“ und das „Gelangen zur Reife“ dar.
Gegenüber des Eingangs des Sema-Raumes liegt ein roter Pelz. Sufisten glauben, dass der Pelz die höchste spirituelle Position ist. Seine Farbe stellt Geburt und Existenz dar. Die angenommene Linie zwischen Eingang und Pelz teilt den Raum in zwei Halbkreise. Die Derwische betreten diese gedachte Linie nicht und sie drehen sich auch nicht um. Als Ehrenbezeugung wird der Pelz anfangs von allen Beteiligten begrüßt. Danach setzen sich die Musiker in die Nähe des Eingangs. Die Derwische hocken sich davor auf ihre Knie. Der „Dede“ oder Scheich steht zwischen den Derwischen. Er trägt einen schwarzen Anzug und einen weißen Filzhut.
Noch tragen die Tänzer ihre schwarzen Umhänge. Ziehen die Semazen die schwarzen Umhänge aus, so haben sie das ewige Reich erreicht. Der Filzhut symbolisiert den Grabstein, das weiße, weite Gewand das Totenhemd oder Leichentuch des „Ichs‘‘.
Jedes Jahr am 17. Dezember, dem Todestag des Ordensgründers, dürfen die Derwische in Konya tanzen. Atatürk verbot den Orden, doch inzwischen ist er staatliches Kulturgut und damit schützenswert.
Derwische tanzen – die Zeremonie
- Lobpreisung des Mevlanas und Gottes
- Schlag: Gott erschafft den Kosmos.
- Die Flöte spielt – der göttliche Atem ist Leben
- Erheben der Semazen und kreisförmige Aufstellung. Sie begrüßen sich dreimal gegenseitig.
- Vierte Begrüßung. Die Derwische ziehen ihre schwarzen Umhänge aus. Sie werden symbolisch geboren. Die Semazen kreuzen ihre Arme vor der Brust, die Hände an den Schultern. Diese Geste repräsentiert die Ziffer „Eins“ und bestätigt, dass es nur einen Gott gibt. In dem die Semazen die Hand des Dede küssen, bekommen sie die Erlaubnis an der Sema teilzunehmen.
- Der Tanz der Derwische – Sie drehen sich und breiten langsam ihre Arme aus. Die göttliche Energie soll vom Himmel in die rechte Handfläche eintreten und durch den Körper strömen. Durch die erdwärts-gewandte, linke Hand verlässt Gottes Energie die Tänzer wieder und verteilt Wohltaten an das Volk. Die Drehungen von rechts nach links entgegen dem Uhrzeigersinn deuten auf die liebenden Umarmung hin.
- Gebet für die Seelen der Propheten, der Märtyrer, für die Menschen und das Land.
- Nach der Sema kehren Dede und Derwische an ihre Plätze zurück und verlassen den Raum.
Motif
Obwohl der Saal bei Motif gefüllt ist mit vielen Touristen, ist während der ganzen Zeremonie Ruhe. Es glaubt wohl keiner der Besucher an die Lehre, doch die andächtige Vorführung erzeugt ein Innehalten und Besinnen. Nach der Vorstellung und dem würdevollen herausgehen, kommen ein Tänzer wieder herein und tanzt. Nun dürfen die Gäste fotografieren, ansonsten ist Fotografierverbot.
Viele werden sich fragen, warum die Tänzer nicht schwindelig werden. Es sind keine schnellen Bewegungen, sondern ein langsames Eindrehen und Ausdrehen. Außerdem halten die Tänzer mit den wirbelnden, weißen Röcken ihre Köpfe leicht schräg gebeugt und den Blick nach unten. Vielleicht verhilft diese Stellung Schwindel zu vermeiden.
Motif bietet Besuchern die „Zeremonie der Tanzenden Derwische in der Unterirdischen Höhle“ dar, denn Touristen möchten gerne die tanzenden Derwische sehen. Deshalb gründete sich die Organisation Motif. Es ist gut organisiert – die Busse haben genug Parkplätze, eine Kasse, Souvenir-Shop, ein Glas Tee am Ende der Vorstellung, Toiletten – alles, was zahlende Besucher brauchen. Und die Vorstellungsräume sind wirklich im Lavagestein.