Das Haus des Reichs in Bremen ist während des Tags des offenen Denkmals und mit Führungen zu besichtigen. Gerne wird dies genutzt, um sich in den Hallen der Steuerverwaltung des Bundeslandes Bremen umzusehen. Der klotzige Bau steht an einem Platz in der Innenstadt.
Die Gebrüder Lahusen entschieden sich, den Firmensitz der Nordwolle von Delmenhorst nach Bremen zu verlegen. Dazu gaben sie den Auftrag zum Bau des Gebäudes im Stil des Expressionismus. Immerhin hatte die Nordwolle sich zum größten europäischen Wollkonzern entwickelt. Doch wenige Monate vor der Fertigstellung im Februar 1931 ging die Nordwolle in Konkurs. Die Chefs des Woll-Imperiums gingen in die Untersuchungshaft.
Ins repräsentative Gebäude zogen Behörden der Nationalsozialisten, wie zum Beispiel die Finanzverwaltung, der Reichsstatthalter, der Gauleiter und nach Kriegsende die Militärregierung ein.
Das Haus des Reichs in Bremen und die Maschinenzentrale
Trotz der starken Zerstörungen Bremens im 2. Weltkrieg erlitt dieses Gebäude kaum Schäden außer die Kantine auf dem Dach. Bei Ankunft empfängt die dunkel gehaltene Eingangshalle den Besucher. Doch gleich hinter der schweren Tür lohnt ein Blick an die Decke. Hier sind drei gelblich leuchtende Quadrate eingelassen. Die ersten Kameras stehen auf der Erde, um dieses Bild einzufangen, und bekommen Probleme mit den Nachkommenden.
Wir warten kurz auf die nächste Führung, denn die ist mit einer Begehung des Maschinenraums. Der ist zwar nun stillgelegt, erfüllte aber wichtige Aufgaben wie Licht, Heizung und Lüftung. Natürlich gehörte auch der Betrieb des pater noster dazu.
Die Führung beginnt und wir gehen zuerst in den dunklen Keller. Durch lange Flure, von denen Türen in Schulungsräume abgehen, gelangen wir zum Treppenhaus. Das Treppengeländer ringelt sich in etlichen Kreisen nach oben. Mittig hängt ein langer Leuchter herab. Das Treppengeländer ist messingfarben. Im ganzen Haus ist Kunst zu entdecken. Am Ende des Geländers prangt ein Boot mit einem Segel, das der Bootsführer energisch festhält.
Der Maschinenraum ist voll mit jeder Menge Technik. Schalter, Knöpfe, Drehräder und Anzeigen drängeln sich. Die Ausstattung stammt von großen deutschen Firmen und viele der Namen gibt es noch heute. Es sieht alles alt und unmodern aus und dennoch übt alte Technik immer eine gewisse Faszination aus.
Das Haus des Reichs und der Innenhof
Wir gehen auf den Hof, in den teilweise die Sonne scheint. Unsere Führerinnen erzählen vom vergangenen heißen Sommer. Selbst in den kühlen Mauern mussten die Angestellten schwitzen. Doch die Menschen wollen ihre Steuererklärungen bearbeitet haben und da gibt es kein hitzefrei.
Im Hof ragen die Backsteinmauern, in denen zahlreiche Fenster Licht in die Büros lassen, empor. In der Mitte ist ein Brunnen, der allerdings seinen Betrieb eingestellt hat. Es fehlen historische Backsteine und die sind sehr teuer. An den Fassaden sind kleine Figuren eingelassen. Ein ruhiger Ort, der zum Verweilen einlädt, welches allerdings nicht möglich ist. Die Führung geht weiter und die Türen werden hinter uns geschlossen.
Die Sitzungsräume des Senators
Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die zweite Etage, die sogenannte Teppichetage. Im Fahrstuhl frage ich die Mitfahrenden nach dem jetzigen Finanzsenator. Allgemeines Kopfschütteln, denn Bremen hat gerade eine neue Regierung und die Namen der Senatoren sind noch nicht präsent. Wir werfen einen Blick in einen Sitzungssaal. Alles sieht alt aus und man möchte das allgegenwärtige Braun rausreißen oder überstreichen. Doch das ganze Gebäude steht unter Denkmalschutz und alles muss so bleiben, wie es ist. So auch das Sitzungszimmer des Senators. Die Holzstühle sind grün gestrichen mit einem leuchtend roten Bezug. Selbst der Garderobenständer ist in diesem Grün. Doch an der Wand hängt ein Gemälde, die Fischverkäuferin.
Die öffentliche Kantine – la cantina
Ganz oben ist die Kantine, in die Angestellte und Gäste gehen können. Hier gibt es schon ab 7.00 Uhr morgens Frühstück und bis 15.30 Uhr Mittagessen. Das Angebot sieht lecker aus. An einer Seite schließt sich die geräumige Dachterrasse an. Bei sonnigem Wetter müssen wir unbedingt die Aussicht genießen. Und die ist wirklich imposant. Weithin reicht der Blick über die Innenstadt, auf die Domtürme und auf die Wallanlagen. Seitlich, fast verdeckt, ist die große Uhr, die man von außen gut erkennen kann.
Treppenkunst
Mit dem Fahrstuhl geht es ins Erdgeschoss. Hier sind am Treppenaufgang streng aussehende Damen zu sehen. Unbedruckt stehen sie auf Podesten und schauen auf hereinkommende oder gehende Besucher. Man muss die Skulpturen näher betrachten. Sie sehen in ihrer Strenge einfach gut aus.
Ein letzter Blick auf die Deckenquadrate. Durch diesen Vorraum gehen täglich die Menschen, die ihre Steuererklärungen abgeben oder mit Fragen kommen. Da war nicht immer so. Denn durch diesen Haupteingang durften damals nur die Direktoren und die Kunden gehen. Das Personal hatte durch den unauffälligen Nebeneingang Schillerstraße / Ecke Rövekamp zu gehen.
Vom Vorplatz aus ist die ganze Vorderfront des imposanten Gebäudes zu sehen. Auf den Balkon gelangt man von dem Sitzungszimmer in der sogenannten Teppichetage.
Schäferfiguren zeugen von Schafen, Wolle und Wollverarbeitung zu Garnen und Stoffen. Damit machte die Bremer Unternehmerdynastie Lahusen ihr Vermögen und verlor es wieder.
Weitere Informationen:
Haus des Reichs, Dienstsitz des Senators für Finanzen, Rudolf-Hilferding-Platz 1, 28195 Bremen
Führungen können über Tourismus Bremen gebucht werden.