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Bremen – Krematorium zum Kolumbarium

Bremen – Krematorium zum Kolumbarium auf dem Riensberger Friedhof, diese interessante Entwicklung führte Leiterin Irma Gerken am „Tag des offenen Denkmals 2016“ gar nicht todernst aus.
Am Sonntag im September mit strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen, an dem sich eigentlich keiner mit Friedhof, Tod, Krematorium, Asche und Urnen beschäftigen möchte, strömten doch etwa 30 Personen zur Führung zusammen. Das ehemalige Krematorium auf einem Hügel gebaut, erhebt sich unbeeindruckt in den Himmel und das schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts. 1907 gewann der Architekt Friedrich Behrens den Wettbewerb und baute im Auftrag des privaten „Vereins für Feuerbestattung“ das 13. Krematorium in Deutschland. Und die Stadt Bremen gab keinen Pfennig dazu. Doch schon kurze Zeit später erwies sich das Gebäude als zu klein und die Lüftungsschächte, der sogenannte „Fuchs“, der Verbrennungsanlage liefen bei Hochwasser voll Wasser. Eine Renovierung und Verbesserung war fällig.

Bremen – Krematorium zum Kolumbarium – am Tag des offenen Denkmals 2016

krematorium-phoenix-trolley-touristDer Bau ist dem „Pantheon“ in Rom nachempfunden, nur wesentlich kleiner. Er macht einen imposanten Eindruck, wohl auch deshalb, weil der Besucher von dem Weg erst die mächtige Treppe hinauf muss, um hineinzugelangen. Doch am Ende der Treppe ist die Eingangstür mit allerlei Verschönerungen. Die Ornamente sind in Anlehnung des Jugendstils ausgestaltet, so auch das auffällige Mosaik. Das Bildnis einer ernst dreinschauenden Frau, der Funktion des Gebäudes angemessen, soll wahrscheinlich Medusa darstellen. Die schlangenartigen Haare, die vom Kopf in alle Himmelsrichtungen abstehen, und die grimmige Mimik ihres Gesichtes verstärken den Eindruck. Doch sicher sind sich die Gutachter nicht.
Darunter sind in Stein gemeißelt ein Stundenglas und gekreuzte Fackeln, die heute auf den Gräbern Grablichter ersetzen. Daneben stehen Phönixe, seit „Harry Potter“ auch bei Schülern bekannt.

krematorium-kuppel-trolley-tourist1986 wurde der Betrieb des Krematoriums eingestellt. Die Rauchschwaden besonders im Winter erzeugten Ärger in der Bevölkerung. Einige Jahre nutzte das Focke-Museum die Räume als Magazin. Als ein Abriss zur Diskussion stand, stellte die Stadt Bremen das erhaltenswerte Gebäude flugs unter Denkmalschutz. Nun taten sich auch Geldquellen für Renovierungen auf und das Krematorium wandelte sich nach dem Vorbild des Ohlsdorfer Friedhofes in Hamburg zu einem Kolumbarium. Das neue Krematorium steht hinter dem Friedhof.

Was ist ein Kolumbarium?

Im rundlichen Innern steht ein rundes „Möbel“ mit 360 Fächern. Manche Fronten sind mit Glas, andere mit dazu passenden Platten verschlossen. Darin stehen die Urnen mit der Asche der Verstorbenen und allerlei Gaben der Trauernden, zum Beispiel ein Bild oder eine Rose. Die Fächer sind mit Namen und Daten beschriftet. In der Mitte stehen drei Stühle für Besucher.

Hinter den Fächern ist noch die alte Versenkanlage zu sehen. Nun geschlossen, aber früher fuhren nach der Trauerfeier die Särge in die Tiefe zum Verbrennen und die Bronzeplatten schlossen sich wieder.

An den Wänden sind Regale mit alten, nicht mehr benötigten Urnen zu sehen. Die Gestaltung der Urnen gleicht einer Zeitreise des Geschmacks, wobei die Urnen im Jugendstil-Dekor hervorstechen. Etwas makaber, aber unbedingt sehens- und erhaltenswert.

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2 Gedanken zu „Bremen – Krematorium zum Kolumbarium

  1. Lucie Moreau

    Vielen Dank für den Beitrag zum Krematorium zum Kolumbarium. Mein Onkel hat das Krematorium besucht, da er fasziniert von der Tradition der Feuerbestattung ist. Gut zu wissen, dass das Absenken des Sarges zur Verbrennung früher zum Bestattungsritual gehört hat.

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