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Wie kam es zum Besteck?

Wie kam es zum Besteck? Das ist eine lange Geschichte, denn anfangs aßen die Menschen einfach mit bloßen Fingern. Bei gut einem Drittel der Weltbevölkerung ist dies, teils aus Tradition oder aus Armut, heute noch so. Ein weiteres Drittel benutzt fingerfertig Essstäbchen und der Rest jongliert mit Gabel, Löffel und Messer.

Wie kam es zum Besteck? – das Messer

Besteck korrekt gedeckt für ein Menü

Die ersten Messer vor etwa 1,5 Millionen Jahren waren aus Stein. Damit zerlegten Jäger erbeutetes Wild und schnitten sich mundgerechte Stücke zurecht. Das deutsche Wort Messer geht auf das westgermanische matizsahsa“ (Speise-Schwert) und sahsa wiederum auf das lateinische saxum (Stein) zurück. Jahrhundertelang besaßen die meisten nur ein Messer, um ein Stück vom Spießbraten abzuschneiden oder es vielleicht im nächsten Moment „jemandem an die Kehle zu setzen“. Nur Adlige konnten sich verschiedene Messer für Krieg, Jagd und Tafel leisten.

Jeder brachte sein eigenes Messer zum Essen mit, denn den gedeckten Tisch gab es nicht. Zeitgemäß waren Bedienstete bei Hof, die kunstvoll gebratene Tiere mit wohlgesetzten Schnitten entlang der Knochen und Gelenke tranchierten. Dem virtuosen Gebaren bei dieser in Italien entwickelten Kunst verdankt das deutsche Schimpfwort „Aufschneider“ seinen Ursprung.

Messer hatten spitze Enden, um Fleischstücke und schnittfesten Brei aufzuspießen oder es am Ende eines Mahls als Zahnstocher zu benutzen. Diese Tischsitte missfiel dem Kardinal Richelieu, oberer Minister unter Ludwig dem Dreizehnten von Frankreich, ungemein. Deshalb befahl er kurzerhand seinem Hausverwalter, bei allen Tischmessern die Spitzen abzuschleifen. Dies kam französischen Gastgeberinnen sehr entgegen und ließen ähnliche Messer herstellen. So verloren Tischmesser ihre Spitzen.

Der Löffel

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Wie kam es zum Besteck? Der Löffel

Löffel benutzen die Menschen seit etwa 20 000 Jahren. Unser Wort „Löffel“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „laffen“, dass schlecken, schlürfen bedeutet, ab. Arme Leute fertigten sich einfache Löffel aus Holz. Noch heute erkennbar an dem englischen Wort für Löffel spoon. Es kommt vom angelsächsischen spon für Holzspan. Die Form änderte sich über Jahrhunderte kaum. Der fast kreisrunde Löffel hatte einen kurzen Stiel, der beim Essen mit der ganzen Faust umschlossen wurde. Mit solchen Löffeln weisen Hasenohren gewisse Ähnlichkeiten auf, deshalb heißen diese in der Jägersprache auch so. Daher kommt die Redensart „etwas hinter die Löffel schreiben oder kriegen“.

Reiche Leute löffelten mit Esswerkzeugen aus Gold, Knochen, Zinn oder Silber ihre Schüsseln aus. „Mit einem silbernen Löffel im Mund geboren“ deutet auf einen italienischen Brauch aus dem 17. Jahrhundert hin. Reiche venezianische oder toskanische Taufpaten schenkten ihrem Patenkind silbernen Apostellöffel, auf deren Stiele die zwölf Apostel und die Jungfrau Maria abgebildet waren.

Eine Suppenkelle zum Schöpfen aus der Suppen-Terrine.

Egal ob reich oder arm, alle löffelten nur vom Teller, wenn Brei oder Suppe zu dick waren zum Schlürfen. Apropos Teller, Kaiser Karl der Große (um 800 nach Christus) löffelte seine Suppe noch aus einer Delle in der Tischplatte. Im Mittelalter trank man Suppe aus einem gemeinsamen Topf. Erst danach wurden Suppenlöffel zur Regel, von denen sich bei Tisch zwei Personen einen teilen mussten. Allerdings mahnten alte Benimmbücher, den Löffel vor der Übergabe am Brot, Tischtuch oder an einer damals handtuchgroßen Serviette abzuwischen. Ob die Esser es damals getan haben?

Die Gabel

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Messer und Gabel zum Pellen von Pellkartoffeln.

„Den Löffel abgegeben“, haben bestimmt etliche adlige Männer an italienischen Höfen des Mittelalters. Denn dort wurde die zweizinkige Essgabel vorwiegend für den Zweikampf genutzt. Das deutsche Wort Gabel kommt vom althochdeutschen gabala, ursprünglich die Bezeichnung für Astgabel. Das englische fork kommt vom lateinischen furca, dieHeu- oder Mistgabel der Bauern.

Vermutlich fand die Gabel zunächst vor allem beim Verspeisen von klebrigem Konfekt oder von Käse Verwendung. Somit war sie noch im 17. Jahrhundert ein Luxusgerät der Oberschicht. Kein Wunder, denn die Kirche verglich die Gabel mit der Forke des Teufels. Sie verurteilte den Gebrauch mit dem Argument, nur die menschlichen Finger, wie Gott sie geschaffen habe, seien würdig die Gaben Gottes zu berühren. Trotzdem waren zweizinkige, große Gabeln in der Küche und zum Vorlegen bei Tisch im Gebrauch.

Lange Löffel für Cocktails, Getränke, Eis in der Gastronomie.

Um Essbares zu ergattern, stach man mit dem Messer zu oder griff die Speisen mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger, den Ring- und den kleinen Finger elegant abgespreizt. Noch König Ludwig der Vierzehnte von Frankreich, der Sonnenkönig, benutzte beim Frühstück ungeniert die königlichen Pranken. Beim Abendessen ordnete er den Gebrauch von Gabeln an. So gelangte die Gabel ins übliche Essbesteck, von zwei zu vier Zinken, von Süden nach Norden, durch alle Gesellschaftsklassen von oben nach unten. Bei feinen Leuten hatte sie sich zu einem festen Bestandteil des Bestecks gemausert.

Der Name Besteck bezeichnete ursprünglich das Etui, in dem jeder Messer, Gabel und Löffel bei sich trug. Bis ins 19. Jahrhundert hinein brachten sich in entlegenen Gegenden die Gäste ihr Gürtelbesteck mit. Trotz aller Esskultur, die Zeiten des Mit-den-Fingern-essens sind nicht passe. Man denke nur an Fast Food, Finger-Food oder Fernseh-Knabbereien.

Weitere Informationen:

Deutsches Klingenmuseum Solingen, Klosterhof 4, 42653 Solingen

Besteckfabrik Hesse, Wiesenstr. 12, 57392 Schmallenberg-Fleckenberg,

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