Priene nahe der Ortschaft Güllübahce am Golf von Kusadasi ist eine alte griechische Stadt. Um 400 v. Chr. erbaut, liegt sie terrassenartig am Flußlauf des Mäanders. Das heutige Ruinenfeld von Priene ist allerdings ein „Neubau“, denn die noch ältere Stadt versank im Delta. Der König von Athen veranlasste die Errichtung des neuen Prienes. Auch Alexander der Große förderte die Stadt. Die später herrschenden Osmanen gaben die Ortschaft dann auf. Archäologen unter anderem das Deutsche Archäologische Institut (DAI) halfen, dass Priene wieder nahezu seine ursprüngliche Gestalt erhielt.
Priene – Schachbrett-Stadtplan
Das neue Priene ist ein Beispiel für systematische Stadtplanung. Die Straßen verlaufen wie im Schachbrettmuster. An den Kreuzungen befinden sich unterirdische Wasserverteiler. Öffentliche Gebäude, wie Theater, Stadion, Gymnasion, Bäder, Agora, Fleisch- und Fischmarkt und mehrere Tempel passen gemeinsam mit Wohnhäusern in das Raster.
Nur das Demeter-Heiligtum liegt etwas abseits. Demeter wurde damals als Muttergöttin verehrt und war zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde, der Saat, des Getreides und der Jahreszeiten. Bei den Römern wurde sie in Ceres umgetauft.
Im gut erhaltenen Theater fällt gleich der Steinsitz mit Löwenpranken auf. Das war der Ehrensitz. Hier werden wohl keine Gladiatoren-Kämpfe im Programm gewesen sein. Denn der VIP-Sitz ist in der ersten gefährlichen Reihe. Das Theater verfügt über 500 Plätze. Eine Faustregel besagt: Theaterplätze x 10 = Einwohnerzahl. Also im Falle von Priene 500×10=5000 Einwohner. Wahrscheinlich waren es wohl mehr, denn Sklaven und Arme hatten sicherlich kein Geld, um ins Theater zu gehen.
Ein sehr interessanter, senkrechter Quader mit Rillen, Löchern und kleinen Vertiefungen steht am Rande der Manege. Es soll eine Wasseruhr sein. Wie sie funktioniert, ist nicht geklärt. Wir versuchten uns daran, können die Funktionsweise trotz einiger anwesender Ingenieure nicht klären.
Der Athena-Tempel wurde von Alexander dem Großen eingeweiht, der hier einige Zeit verweilte. Das Heiligtum bestand aus 100 graublauen Marmorsäulen. Davon sind auf dem Ruinenfeld fünf Säulen wieder aufgestellt. Die anderen Säulen-Teile liegen wie umgekippte Bauklötze herum. Auf dem klotzigen Steinaltar in der Mitte opferten Priester Tiere.
Die Rampe
Als besonders imposant empfand ich die Rampe, eine breite Straße. Auf Schlitten von Lasttieren gezogen wurden über diese Rampe Waren auf den Berg transportiert und wieder hinunter. Die Felder waren unten im Tal, die Menschen wohnten auf dem Berg innerhalb ihrer sicheren Stadtmauer. Alles, was sie brauchten, musste über diese Rampe mühselig nach oben gehievt werden – Olivenöl, Getreide, Wein, Baumwolle, Marmor. Unfälle, Tote und das Quietschen auf Stein sind gut vorstellbar. Die Straße zeigt eindeutige Spuren der Beanspruchung. Eine Gefahr kam noch hinzu – Erdbeben. Sie lösten Verwerfungen aus und der Hang rutschte ab.
An den Hauptstraßen durch die Stadt stehen Stein-Bänke zum Ausruhen. Verpusten durften allerdings nur Adlige.
Zwischen den Stein-Klötzen blüht eine violette Riesen-Kalas. Sie sucht nach Licht und Platz zwischen den Steinen. Überall gibt es Plätzchen für blühende Pflanzen. Bei dem trüben Wetter sind das Farbkleckse zwischen den Ruinen.