Das Papiertaschentuch ist eine relativ neue Erfindung. Davor gab es Stofftaschentücher, die Oma fein umhäkelte und in Ehren hielt. Die Papiertaschentücher aus Zellulose verdrängten es und die leichten und hygienischen Tücher sind ungemein praktisch. In jeder Tasche sind sie schnell zur Hand, wenn die Nase läuft, und ebenso schnell entsorgt.
Übrigens: Sie gehören in die Restmülltonne und nicht in die Papier- oder Biotonne.
Noch ein Übrigens: Das Hochziehen des Schnupfens soll hygienischer sein als das Schnäuzen, weil dabei häufig Krankheitserreger auf den Händen zurückbleiben und weiterverbreitet werden. Na, wer will das Geräusch schon ständig hören, frage ich mich.
Das Papiertaschentuch für unterwegs
Julius Cäsar nutzte schlicht seine Toga als Taschentuch. Die feinen Damen des 19. Jahrhunderts funktionierten das fallen gelassene Stofftüchlein zum Männerangeln um.
Heute benutzen viele Menschen Papiertaschentücher. Wenn zur Schnupfenzeit die Nase tropft, sind sie unentbehrlich. Frauen und jüngere Menschen haben den höchsten Verbrauch.
Die weißen Helfer bei Triefnasen bestehen zu hundert Prozent aus reinem Zellstoff. Der wird durch das Kochen von Holzschnitzeln in Chemikalienlösungen gewonnen. Der Rohstoff ist bräunlich und durch umweltfreundliche Sauerstoffbleiche und weiteren Verarbeitungsschritten entstehen weiße Taschentücher.
Die Anfänge des Papiertaschentuchs
Im Jahr 1894 meldete der Göppinger Papierfabrikant G. Krum ein kaiserliches Patent für ein sehr dünnes Tuch an. Fünfunddreißig Jahre später meldeten die «Vereinigten Papierwerke Nürnberg» ein Papiertaschentuch aus reinem Zellstoff unter dem Markennamen «Tempo» an. Die Idee dazu stammt von den Brüdern Oskar und Emil Rosenfelder. Zu Anfang wurde das in Bogen geschnittene Papier in Heimarbeit gefaltet und im Werk in Folie verpackt. Der Absatz vervielfachte sich.
Doch die Familie Rosenfeld waren Juden und während der Nazizeit fiel die expandierende Firma der Arisierung zum Opfer. Sie flohen und ein anderer Unternehmer übernahm das florierende Unternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten sie nur eine Entschädigung.
Papiertaschentücher heute
Auf jeden Fall war die Erfindung des Papiertaschentuchs ein großer Fortschritt bei der Einführung hygienischer Lebensgewohnheiten. Einmal benutzt und dann weggeworfen, verhindert es Reinfektionen.
Inzwischen gibt es viele Hersteller von Papiertaschentüchern und unterschiedliche Sorten, mal härter, mal weicher oder mit Menthol-Geruch. In neuen Produktionsverfahren kommt Altpapier zum Einsatz. Der Begriff «Tempo» ist kurzerhand im Sprachgebrauch für jedes Papiertaschentuch übernommen worden. In der Schnupfenzeit steigt der Verbrauch enorm an und nicht vergessen, sie gehören in die Restmülltonne.
Weitere Informationen: Artikel im Magazin des Wien Museums
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