Agra Taj Mahal besucht wohl jeder Indien-Tourist und ist beeindruckt. Taj bedeutet Krone und Mahal Palast. Das Gebäude ist das Wahrzeichen Indiens. Das Grabmal aus weißem Marmor baute Shah Jahan für seine 1631 verstorbene Lieblingsfrau Mumtaz. Der Anlass des Baues ist allein schon sensationell. Frauen waren wert- und rechtlos. Die Moguln hatten Harems und somit genügend Auswahl an schönen Frauen. Doch Shah Jahan hatte seine Lieblingsfrau, die ihm 14 Kinder schenkte. Zur Mogulzeit mehr als ungewöhnlich. Nach ihrem Tod veranlasste er den Bau des Taj Mahals – ein teures Grabmal, groß, weißer Marmor, vier Minarette, Steinverzierungen, Intarsien mit Halbedelsteinen, ein paradiesischer Garten mit Wasserbecken davor. Es steht am Fluss und schaut in Richtung seines Palastes auf der anderen Flussseite. Er scheute keine Kosten.
Gegenüber des Taj Mahal plante er, sein Grabmal aus schwarzen Steinen zu bauen. Darin hinderte ihn sein Sohn, der ihn rechtzeitig entmachtete. Die Staatskassen waren leer. Shah Jahan durfte seinen Lebensabend im Palast mit Aussicht auf das herrliche Grabmal seiner Frau verbringen. Er starb über dreißig Jahre später.
Agra Taj Mahal mit Millionen Besuchern aus aller Welt
Die rührende Liebesgeschichte und der imposante Bau veranlassen Millionen von Menschen aus aller Welt zu einem Besuch des Mausoleums. Ich besuchte das Grabmal der Mumtaz zum zweiten Mal und war wieder erstaunt über die vielen Menschen, die fröhliche Stimmung und die Pracht.
Sicherheitskräfte kontrollieren. Die Angst vor Anschlägen auf das Monument inmitten der vielen Menschen ist spürbar. Die Parkplätze liegen weit vor der eigentlichen Anlage. Mit Elektrobussen geht es zu den drei Eingängen. Jeder muss durch das große Tor. Noch beim Durchgehen ist das grandiose Monument in seiner ganzen weißen Pracht im Sonnenschein zu sehen. Die Fotoapparate klicken. Souvenir-Verkäufer sind ab jetzt nicht mehr zugelassen. Entspannt lässt man sich im Menschenstrom treiben. Es scheinen mehr indische Familien das Grabmal zu besuchen als Fremde. Die Frauen tragen ihre schönsten Saris. Armreifen und Fußkettchen blinken und klimpern leise. Männer zeigen stolz ihre Söhne. Alte Männer mit der traditionellen, hochgebundenen Hose und Turban, aber mit Blazer und Handy schwimmen im Strom mit. Viele fotografieren, um den Augenblick festzuhalten. Tolle Farben, Sonne, die unterschiedlichsten Menschen – ein gutes Fotomotiv jagt das nächste.
Mit der Kamera das Einmalige festhalten
Beliebt sind auch Fotos von Indern mit Europäern. Ein älterer Inder kam auf meinen fotografierenden Mann zu. Der Vater wollte ein Foto von seinem Sohn mit einem Europäer haben. Er erzählte stolz, dass sein Sohn im Ingenieur-Studium sei. Sie waren zum Besuch des Taj Mahals extra aus Südindien angereist. Etwas abseits saß ich auf einer Bank und beobachtete das Geschehen. Nun kam der Vater zu mir und wollte Fotos machen. Mein Mann kam hinzu und informierte die beiden darüber, dass wir verheiratet sind. Für Inder eine sehr wichtige Information. Das war eine sehr freundliche und persönliche Begegnung.
Insbesondere Frauen muss die Geschichte des Grabmals zum Nachdenken anregen. In der indischen Gesellschaft gelten Frauen nach wie vor als minderwertig. Viele Ehen sind von den Familien arrangiert. Es kann auch so gehen – eine Beobachtung im Garten: Eine sehr hübsche Inderin in einem leuchtenden türkisen Sari saß auf einer Gartenbank. Ihr Ehemann fotografierte sie. Ein entlangkommender Profi-Fotograf sah das und fotografierte die beiden. Das Gesicht der Schönen in der tiefstehenden Sonne, ihr Sari – auch andere konnten bei diesem Motiv nicht widerstehen. Der Fotograf bedankte sich und ging weiter. Der stolze Ehemann setzte sich zu seiner Frau auf die Parkbank und zeigte ihr strahlend seine Fotos. Nun kamen Asiaten vorbei und baten um Fotos. Sie meinten „You are so beautiful“. Die junge, grazile Frau lächelte geduldig in die Kameras, der Ehemann knipste ebenfalls nochmal. Eine kleine, multikulturelle Episode am Agra Taj Mahal.
Intarsien mit Halb-Edelsteinen – Pietra dura
Wände, Fassaden und der Sarkophag sind mit Einlegearbeiten in kleinen Blumenmotiven über und über verziert. Die aus Italien stammende Technik ist unglaublich aufwendig und erfordert handwerkliches Geschick. Dazu werden die Blumenmotive aus dem Marmor heraus geschlagen. Nun setzen die Kunsthandwerker die wertvollen Halbedelsteine ein. Damit die Steine passen, schleifen sie vorher die winzigen Steine in Form. Verwendete Steine sind Malachit für grüne Motive, Karneol für rote und orange, Lapislazuli für blau und Opale für schwarz. Die Steinchen der Fassaden glitzern im Sonnenlicht. Das Innere des Grabmals besteht ganz aus diesen Steinarbeiten, allerdings nur mit blauen Steinen.
Tipp: Das Mausoleum darf nur barfuß, auf Socken oder mit Einmal-Schuhen betreten werden.