November-Auktion der Hannoveraner Pferde im niedersächsischen Ort Verden ist ein echtes Erlebnis.
Auch wer sich nicht unbedingt für Pferde interessiert, bekommt bei einer solchen Auktion ein gutes Gespür für Pferde. Im Herbst werden die Dressur-, Vielseitigkeits-, Spring-und Freizeitpferde des Verbandes vorgestellt und verkauft. Züchter, Ausbilder und Freizeitreiter aus dem In- und Ausland sind in die Pferdestadt Verden gekommen und verbringen einen Tag. Wer Stuten oder Wallache kaufen will, hat vorher genügend Zeit sich das Angebot anzusehen und zu reiten. Hengste werden bei gesonderten Auktionen vorgeführt.
November-Auktion des Hannoveraner Verbandes
Die Vorbereitung ist professionell organisiert. Umfangreiche Kataloge, Broschüren und Eintrittskarten können rechtzeitig vorher über das Internet bestellt werden. An dem Samstag geht es um 9.00 Uhr in der Niedersachsenhalle, die etwa 1000 Zuschauer fasst, mit der letzten Präsentation der Pferde los. Es ist noch leer in der Halle, es sind nur wenige Sitzplätze besetzt. Doch Käufer sitzen in den Rängen, vor sich einen einfachen Tisch, darauf verteilen sich der Katalog, Notizpapier, Handys und Brillen. Alle sechs Minuten kommen zwei neue junge Pferde im Alter zwischen drei und sechs Jahren in die Arena. Interessierte machen sich im Katalog eifrig Notizen. Vorgeführte Pferde werden in kleinen Gruppen diskutiert. Obwohl Männer im Reitsport in der Minderheit sind, sitzen auf den Rängen etwa gleichviel Frauen wie Männer. Es ist internationales Publikum hier, Wortfetzen in verschiedenen Sprachen sind zu hören. Äpfelt ein Pferd vor Aufregung auf den hellen Sand, riecht es leicht nach Stall auf den Sitzplätzen.
Pferde-Auktion in Verden
Der Sprecher sitzt relaxt in seinem abgeteilten Areal mit Becher, Thermoskanne, Wecker, Mikrofon und Blätter. Er erzählt die wichtigsten Punkte zu den jeweils vorgeführten Pferden. Verweigert ein Pferd den Sprung über das Hindernis, muss es den Sprung ein paar Mal wiederholen. Der Sprecher dirigiert das Geschehen in der Manege. Die Pferde führen Trab, Galopp und Sprünge vor. Daran können potentielle Käufer die Veranlagung des Pferdes schon erkennen. Schreck-Aktionen, wie neben dem Pferd einen Regenschirm aufspannen, einen Ball über den Sand rollen, eine Fahne schwenken oder über eine blaue Plane reiten, sind eingebaut. Schwarze Pferde sehen besonders wirkungsvoll aus. Alle Pferde und Reiter sind herausgeputzt. In Richtung der Zuschauerränge sorgen Heizstrahler für angenehme Wärme. Es gibt genügend gastronomische Areas mit ausreichend Sitzplätzen. Das muss auch sein, denn von 13.00 bis 15.00 Uhr ist Pause, die Zuschauer sind hungrig. Nach dem Essen geht es in die Ställe. Manche Pferde stehen apathisch an der Wand der Box, andere sind neugierig auf die Besucher. Es herrscht Unruhe, manche werden noch mal zur Probe geritten. Für die jungen Pferde ist das Stress.
Der Hammer fällt
Um 15.00 Uhr beginnt der Verkauf der präsentierten Pferde. Die Halle ist inzwischen gut besetzt. Auf dem mit gelben Vorhängen geschmückten Podium sitzen einige Herren. In der Mitte steht der Auktionator an einem Pult. Darauf der Hammer – eins, zwei, drei – das Pferd geht nach Peru. An der Seite sitzen Mitarbeiter, die telefonische Gebote entgegen nehmen. Vor ihnen steht eine Glocke mit der sie leicht bis zum Auktionator durchdringen. Es wird über die nächste Heimat von jungen Pferden mit schönen Namen wie Candy, Luna, Feuervogel, Dorums Liebste, Sir Moritz, Royal Dance, Don Friedrike, Summer Dream, Hofrätin oder schlicht Fidibus entschieden. Charly Go, ein grauer, der einmal ein Schimmel wird, trägt seine Aufgabe gleich im Namen. Er soll sein Bestes geben und laufen oder springen. Die Auktion schreitet voran, es ist kurzweilig und spannend. Wie hoch gehen die Preise? Wer erhält den Zuschlag? Bei 6000 Euro beginnt das Steigern. Im Sand stehen ernste Helfer, die das Publikum beobachten und jedes Gebot melden. Caramba wird für 9000 Euro verkauft. Bei manchen Pferden gehen die Preise sehr schnell in die Höhe, andere werden für 6000 Euro verkauft. Der Auktionator treibt die Spannung hoch, Desperado geht nach Spanien. Weitere Pferde werden in die USA, nach Italien, Belgien, Russland oder Peru verkauft. Wahrscheinlich stimmt der Slogan des Hannoveraner Verbands „Meisterwerke der Zucht“. Diese Pferde sind auf der ganzen Welt begehrt.