Lloyd Caffee mit Kaffeeseminar und eine Besichtigung des ehrwürdigen Marmorsaals des Kaffeekönigs Ludwig Roselius, Gründer von Kaffee Hag, wartet. Eine Tasse Kaffee darf natürlich nicht fehlen und ist nötig, denn der Weg zum Fabrikenufer 115 ist verzwickt und nicht so einfach zu finden. Die Straße liegt im alten Hafengelände von Bremen und geht an alten Lagerhallen und teilweise leeren Fabrikgebäuden vorbei. Auf der Straße führen auch Eisenbahnschienen entlang und es ist kein Wunder, wenn ein Zug sich seinen Weg durch die Hafenanlagen bahnt. Aber wenn der Besucher, besonders der mit eigenem Pkw, glaubt, nun ist er völlig falsch, dann ist er richtig. Bei schönem Wetter sitzen einige Gäste gemütlich auf der Rampe und trinken ihren Kaffee. Im Winter zeigen Plakate, hier ist Lloyd Caffee.
Lloyd Caffee mit Kaffeeseminar – Kaffee Hag und Roselius
Der Laden ist voll gestellt mit alten Regalen, die mit Kaffee in vielen Geschmacksrichtungen und Tassen voll gestellt sind. Wer das Kaffeeseminar besuchen möchte, kauft am Ladentisch seine Eintrittskarten und sieht sich geruhsam um. Dann geht es los mit dem Seminar. Die Gäste sitzen am gedeckten Kaffeetisch und hören Christian Ritschel, dem Initiator der neuen bremischen Attraktion, gespannt zu. Der Kaffee ist noch nicht eingeschenkt, gut so, denn es geht nach einer Begrüßung zuerst in den weißen Marmorsaal von Ludwig Roselius. Zur Aufklärung: Lloyd Caffee und Kaffee Hag haben nichts miteinander zu tun. Nur Lloyd Caffee darf den Saal zeigen. Und das lohnt sich, denn die Kantine der Gäste und Führungskräfte der Firma Kaffee Hag ist schon bemerkenswert. Ludwig Roselius erfand ein Verfahren, dass Kaffee von dem anregenden Koffein befreite. Das war damals bei den Verbrauchern sehr erwünscht. So gründete Roselius die Firma und vertrieb den neuen koffeinfreien Kaffee auf Kommission über Vertreter. Mit einigen guten innovativen Ideen war der Absatz von seinem Kaffee beeindruckend. Mit der Kaffeemarke ONKO und für Frankreich Sanka expandierte das Kaffeegeschäft bis 1979 die Marken nach Amerika verkauft wurden.
Der Marmorsaal des Ludwig Roselius
Der Marmorsaal ist so groß, wie ein Tanzsaal, und besticht mit seinem weißen Marmor. Alle Wände sind mit dem edlen Stein bedeckt. Durch den kühlen Marmor entsteht ein etwas frostiges Ambiente. Es sollte wohl auch nicht gemütlich sein, sondern beeindrucken. Und das ist dem Hausherrn sicherlich gelungen. An der Wand stehen noch alte Schränke mit alten Packungen. Manche werden die Marken noch wieder erkennen und sich erinnern. Jetzt steht der Saal leer, aber sich den Raum mit Mitarbeitern und internationalen Gästen sowie umherhuschende Frauen, die die Gäste bedienen, vorzustellen, fällt nicht schwer. Es geht zurück ins gemütlichere Café. Dort stehen inzwischen Thermoskannen auf den Tischen und die Gäste dürfen sich endlich ihren Kaffee einschenken.
Bremen und Kaffeerösten
Währenddessen beginnt Herr Ritschel mit seinem Vortrag. An der Wand erscheinen Bilder zum besseren Verständnis. Heute wird der meiste Kaffee nur 70 bis 90 Sekunden geröstet. Eine langsamere Röstung schmeckt aber wesentlich besser und ist milder. Die Gastronomie verlangt langsam gerösteten Kaffee. Diese Unterschiede sind durch Einzelhandel und Preisdruck bestimmt. Der normale Kaffeetrinker möchte nicht so tief in seine Geldbörse greifen, also wird Kaffee im Schnellverfahren verarbeitet.
Seit den 20er Jahren gab es 500 Kaffeeröstereien in Bremen, heute sind es noch fünf. Zu den 500 zählten aber auch kleine Hausröstereien. So kam es vor, dass mancher angelandete Kaffeesack etliche Bohnen „verlor“. Die wurden von den Arbeitern in Fahrradrahmen und –reifen herausgeschmuggelt. Zuhause wurde dann auf dem Ofen geröstet und der Kaffee zu einem guten Preis in der Nachbarschaft verkauft.
Heute kommt der meiste Kaffee aus Brasilien und an Platz zwei steht Vietnam. Fünfzwanzig Prozent der deutschen Importe kommen aus Vietnam. Kaum zu glauben, welche Entwicklung das Land nach dem verheerenden Krieg nahm. Wir hören von den Kaffeesorten „Robusta“ und “Arabica“. Es gibt zwar 156 Kaffeesorten, doch nur die beiden haben wirtschaftliche Bedeutung. Die Sorte „Jamaica Blue Mountain“ ist etwas ganz besonderes und kaum zu bekommen. Die Sorte wächst nur in schwer zugänglichen Bergen, ist mit 120 Euro pro Kilogramm sehr teuer und wird nicht in Säcken, sondern in Holzfässern geliefert.
Während des Röstprozesses bei 200 Grad entsteht das Kaffeearoma und nach zwei Tagen hat sich das Aroma voll entfaltet. Nach dem Röstprozess, den Herr Ritschel vorführt, müssen die Kaffeebohnen schnell abkühlen. Die Geräte zum Rösten und Abkühlen stehen im Laden. Hautnah können die Besucher Rösten und die Verfärbung der Bohnen mit erleben. Es duftet nach Kaffee beim Öffnen der Röstmaschine.
Wichtig ist auch das die richtige Aufbewahrung von Kaffee: Luft schädigt, deshalb sollte die Kaffeetüte immer gut verschlossen sein. Umfüllen in eine Kaffeedose ist für das volle Aroma nicht besonders gut, besser mit der Tüte in die Dose stellen. Kaffee auch nicht im Kühlschrank aufbewahren. Ein geöffnetes Paket sollte innerhalb einer Woche verbraucht werden.
Mit dem ganzen neuen Wissen schmeckt die Tasse Kaffee noch mal so gut.
Weitere Informationen:
www.lloyd-caffee.de
Kaffee-Manufaktur Lloyd Caffee GmbH, Fabrikenufer 115, Bremen,
Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 9.00 bis 17.00 Uhr, Sa+ So von 11.00 bis 17.00 Uhr
Kaffeeseminare mit Röstvorführung und Führung durch den Marmorsaal von Kaffee Hag, Kostenbeitrag 10 Euro pro Person:
Jeden Montag im Monat 11.00 Uhr
Jeden ersten Freitag im Monat um 15.00 Uhr
Jeden ersten Sonntag im Monat um 15.30 Uhr
Außer an Feiertagen. Da entfallen die Termine ersatzlos.
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