Friedhof in Merw, Turkmenistan, ist ganz in der islamischen Tradition. Im UNESCO-Weltkulturerbe gibt es an einer Stelle auf dem weiträumigen Gelände zahlreiche Gräber, doch eigentlich dürften dort keine Neuen hinzukommen. Und doch schert sich keiner darum, denn das Merw-Areal gilt als heiliges Gebiet. Muslime wollen hier beerdigt werden.
Ist ein Mensch gestorben, so kommen die Angehörigen nachts, graben das Grab und legen den Toten hinein. Anwesend sind nur Männer, denn Frauen bringen zu viele Gefühle mit und weinen womöglich laut. Sie dürfen zu Hause ihren Schmerz über den Verlust freien Lauf lassen.
Friedhof in Merw, Turkmenistan, Sandhügel oder Grabsteine
Übermäßiges Weinen und Trauern ist ohnehin nicht adäquat beim Tod eines Verwandten, denn dann würde man den Willen Gottes infrage stellen. Und das ist unmöglich.
Die Beerdigung muss möglichst am selben Tag stattfinden, wahrscheinlich wegen der hohen Temperaturen. Angehörige des gleichen Geschlechts, also entweder nur Männer oder nur Frauen, bereiten den Leichnam vor. Das heißt waschen und die Körperöffnungen mit Wachs oder Watte verschließen. Das hat den Grund, das Unreines nicht aus den Körperöffnungen tritt. Der Leichnam wird mit Parfüm, das meist aus Mekka stammt, einparfümiert. Dann wird der Tote in Leinentücher gewickelt und auch so schlicht begraben.
Pilger, die in Mekka waren, tragen ihr Pilgergewand. Manche Muslime nehmen sogar ihr Pilgergewand mit auf Reisen, falls der Tod sie plötzlich überrascht.
Die Köpfe der Toten auf einem Friedhof weisen in Richtung Mekka. Meist bleibt das Grab schmucklos. Angehörige besuchen es nach den Pflichtgebeten, aber ab dem 40. Tag ist die Trauer zu Ende.
Beerdigung in Merw
In manchen Bereichen des Friedhofs sind nur schmucklose Grabhügel aus Sand. Es steckt ein Stab darin mit einem Stück Stoff daran. Bei manchen ist ein einfaches Schild mithilfe eines Steines in die Erde versenkt.
An einer anderen Stelle sind richtige Grabsteine mit Fotos und Daten darauf zu erkennen. Aber auch hier sind davor nur einfache Sandhügel. Und an Sand herrscht in diesem Wüstengebiet kein Mangel.
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