Catalhöyük ist UNESCO Weltkulturerbe. Der kleine Ort liegt in Zentralanatolien und ist von der Stadt Konya Richtung Cumra zu erreichen. Es liegt einsam und auf der Fahrt zwischen bewässerten Feldern drängt sich der Gedanke auf „Ist das der richtige Weg?“.
Es ist die richtige Straße. Irgendwann tauchen ein Parkplatz, ein einsamer Zaun und einige kleine Häuser auf. Die Häuser sind das Haus des Wärters, das Toilettenhäuschen, ein kleines Museum und ein wieder errichtetes Lehmhaus. Erst später ist die große überdachte Halle zum Schutz der Ausgrabungen zu erkennen. Spätestens jetzt ist sicher, dass wir bei einer wirklich bedeutenden Ausgrabung sind. Catalhüyök oder Catalhüyük ist 7000 Jahre v. Chr. gegründet worden und damit die älteste Stadt der Welt.
Tipp: Besucher dürfen die Ausgrabungsstätte nur in Begleitung des Museumswärters begehen.
Catalhöyük und die Göttin
Im kleinen Museum sind gefundene Bilder mit Jagdszenen, Grabungsfotos und Kopien von wertvollen Fundstücken ausgestellt. Darunter ist die Figur der „Göttin auf dem Leoparden-Thron“. Eine dickleibige Frau mit hängenden Brüsten sitzt auf einem Thron und stützt ihre Hände auf Leoparden-Köpfen. Scheinbar hat sie gerade ein Kind geboren, denn ein Kinderkopf ist unter dem Thron zwischen ihren Beinen zu erkennen. Sie strahlt Selbstbewusstsein und Fruchtbarkeit aus. Dieser Fund, jetzt im Museum für Anatolische Zivilisation in Ankara, löste eine feministische Diskussion zum frühen Matriarchat aus. In der Mitte des Raumes hängen grobe Leinentücher von der Decke herunter. Daran sind bunte Kopftücher befestigt und bunte Pappen mit Fotos von Ausgräbern und Helfern.
60 Gräber im Fußboden
Im wiedererrichteten Haus ist anschaulich die Wohnsituation mit Lager- und Wohnraum sowie Kochstelle in der Jungsteinzeit zu sehen. In der Ecke des Raumes fällt eine Erhöhung auf dem Fußboden – das Bett – auf. Unter so einer Lehmschicht sind in einem Haus 60 Gräber gefunden worden. „Nicht genug Platz und makaber“ sind erste Gedanken. Doch die Familien dieser Ansiedlung brachten ihre Toten vor die Stadt. Dort überließen sie ihre Angehörigen den Aasfressern und der Sonne. Waren die Toten skelettiert, sammelten Familienmitglieder die Knochen wieder ein und begruben sie unter ihren Betten. So konnten die Verstorbenen auch nach dem Tod noch am Familienleben teilhaben.
Der erste Stadtplan
An den Wänden befanden sich einfache Jagd-Zeichnungen. In einem Haus jedoch legten die Archäologen einen Stadtplan des Ortes frei. Seltsam, darauf sind keine Straßen zu erkennen. Die Häuser kleben ähnlich einer Honig-Wabe direkt aneinander. Die Erklärung – die Eingänge waren auf den Flach-Dächern. Das bedeutete Schutz vor Gefahren, aber auch Knochenbrüche. Die wurden nämlich überdurchschnittlich häufig an den Knochen festgestellt. Lag ein Haus in der Mitte des Ortes, musste über die anderen Dächer geklettert werden. Bei einem Ort von etwa 2500 Menschen war das sehr mühselig. Aber die Menschen nahmen dies in Kauf. So waren sie vor wilden Tieren, feindlichen Angreifern oder Hochwasser sicher, aber nicht vor Bränden. Eine solche Bauweise machte auch Fenster unmöglich. Doch durch den Eingang im Dach kam genügend Licht zum Herstellen von Töpfer-Waren und Textilien hinein. Das älteste Haus datiert von 7400 v. Chr. .
Ausgrabung in Catalhöyük ist überdacht
Auf einem kleinen Weg gelangen Besucher zur aktuellen Ausgrabung. Sehr anschaulich sind hier die Schichten der Ansiedlung zu erkennen. Archäologen fanden Obsidiane, Speerspitzen und Trinkschalen mit Resten von Ziegenmilch. Von dem Hügel der Ausgrabungsstelle aus geht der Blick weit über die fruchtbaren Felder. Das war nicht immer so, denn das Wasser wird von weit entfernt gelegenen Stauseen hier her geleitet. Früher war diese Gegend ein trockenes, unfruchtbares und armes Hochplateau. Durch das staatliche Bewässerungsprogramm wächst Getreide und vieles mehr.
Die Fahrt geht weiter ins Taurus-Gebirge. Der Schnee ist Ende April auf den Berggipfeln noch zu erkennen. Wir fahren höher hinauf – 1500 Meter, die Temperaturen fallen auf 10 Grad. Auf der Autobahn-Raststätte ziehen wir alles an, was gerade griffbereit ist. Hier ist von November bis Februar tiefer Schnee.
Weitere Infos: UNESCO , Catalhöyük – Wikipedia