Bahnhof Mashhad – mittendrin und mit eigenen Augen sehen, wie Zugfahren im Iran geht. Schon früh morgens geht es los. Vier Uhr wecken, fünf Uhr im Bus sein, sind wir schneller als gedacht am Bahnhof Mashhad. Wir schnappen unsere Trolleykoffer und streben dem Bahnhofsgebäude zu. Andere warten auf den Gepäckträger, doch von ihnen sind erst wenige Diensteifrige unterwegs.
Für Männer und Frauen gibt es getrennte Eingänge. Beim Hineingehen taxiert uns eine Frau, ob wir alle vorschriftsmäßig unser Kopftuch auf dem Kopf tragen und auch sonst korrekt gekleidet sind. Kein Problem, das Tuch ist inzwischen zur Routine geworden und keine Frau aus unserer Gruppe bekommt einen Rüffel. Wir betreten unbehelligt die riesige Bahnhofshalle.
Die ist schon gut besucht und viele Menschen sitzen in den Reihen, die sich quer durch die ganze Bahnhofshalle ziehen. Nach der Halle kommen einige Geschäfte und dann die kleineren Wartehallen. Die gläsernen Wartebereiche, wieder mit ausreichend Sitzgelegenheiten ausgestattet, erstrecken sich direkt an den Gleisen. Auf den Gleisen befinden sich nur die Menschen, die gerade in den wartenden Zug besteigen. Ist der Zug abgefahren, ist der Bahnsteig leer. Sehr ungewohnt für uns, so ganz anders als auf unseren heimischen Bahnhöfen. Aber ein gutes System, denn so drängelt sich keiner am Zug und draußen ist im Sommer schließlich eine brütenden Hitze. Da bleiben die Zugreisenden besser in den gekühlten Hallen. Der Bahnhof Mashhad ist gut frequentiert, denn die Stadt ist ein wichtiger Wahlfahrtort, zu dem viele Menschen pilgern.
Bahnhof Mashhad ähnelt einen Flugplatz
Wir warten und es bietet sich eine gute Gelegenheit, die Iraner zu beobachten. Die Frauen, wie eigentlich überall, fallen durch ihr schwarzes wallendes Gewand auf. Dabei soll gerade das Schwarze die Frauen in der Öffentlichkeit unauffällig machen. Ich finde, das Gegenteil ist der Fall, denn am vielen Schwarz bleibt der Blick unwillkürlich hängen. Aber nicht alle Frauen tragen die voluminösen Umhänge. Manche tragen einfache knielange und langärmelige Blusen oder Mäntel, aber in schwarz, braun oder dunkelblau. Die Familien kommen mit viel Gepäck und meist einigen Kindern in die Wartehalle und suchen sich Sitzplätze.
Der Bahnhof ähnelt einem Flughafen und auch für uns lesbare Schilder weisen den Weg. Um die Langeweile während der Wartezeit zu vertreiben, flimmern Filme auf großen Bildschirmen. Auf anderen Tafeln erscheinen die Züge. An einer Seite des Wartebereichs sind Durchlässe ähnlich wie bei den Kassen eines Supermarktes. Hier kontrollieren uniformierte Männer die Tickets und lassen die Fahrgäste ohne Hektik tröpfelweise auf das Gleis gehen. Das ganze Prozedere läuft ruhig und gesittet ab. Die Durchgelassenen gehen zum Zug und steigen ein. So bilden sich auch keine Trauben vor den Einstiegen, wie bei uns.
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