Ta Prohm in Angkor ist ein ehemaliger Tempel, der eigentlich ein Kloster war. Die Bauten galten als Wohnstätten der Götter und versinnbildlichen den Kosmos. Er entstand im 12. bis 13. Jahrhundert. Der König ließ auf einer Fläche von 1000 x 600 Metern eine Tempelstadt errichten. Es lebten innerhalb der Stadtmauern über 12.000 Menschen, darunter zahlreiche Beamte, Künstler und Tänzerinnen. Der Hofstaat wurde von etwa 80.000 Bauern in den umliegenden Dörfern mit Lebensmitteln versorgt. Der König genoss Verehrung als Gottkönig. Hier ist besonders beeindruckend zu sehen, wie der Dschungel sich die Tempelstadt zurück erobert. Die vorsichtigen Restauratoren lassen mächtige Banyan-Bäume kontrolliert weiter wachsen. Der Vorteil dieser Bäume mit ihren starken Wurzeln ist, sie halten die Ruinen zusammen. Deshalb kommt es zu bizarren Wucherungen direkt auf den Tempeldächern und Umrandungen.
Ta Prohm in Angkor – Angelina Jolie flüchtete
Eine Würgefeige mit vielen dünneren Wurzeln, der sogenannte Tomb Raider Baum, kam durch Lara Croft alias Angelina Jolie in einer dramatischen Szene zu Weltruhm. Lara Croft flüchtete durch die daruntergelegene Tür. Steht der Besucher davor lässt sich diese Szene im Ta Prohm Tempel ohne Probleme leicht vorstellen.
Der Wasserfallbaum, ebenso eine Würgefeige, schlängelt sich von den Mauern herunter zur Erde. Über Luftwurzeln versorgt die hohe Pflanze sich mit Wasser. Im Monsun ist davon reichlich vorhanden. Die mächtigen und dicken Wurzelarme wirken aggressiv. Sind sie wohl auch, doch sie stehen unter Kontrolle und richten keine Schäden an. Frühmorgens sind noch nicht so viele Touristen in diesem Tempel unterwegs. Doch langsam steigt die Sonne höher und es wird wärmer.
Ein steinerner Turm fällt auf. Er wird nur mit einem Seil zusammen gehalten. Am Westeingang ist der Gesichterturm zu bewundern. Sie stellen wohl den Erbauer, den Gottkönig dar. Die Gesichter schauen stoisch und ernst in alle vier Himmelsrichtungen. Noch heute ist die Macht dieses Königs deutlich zu spüren. Frühmorgens oder am späten Nachmittag zeigen die Gesichter, die an mehreren Stellen in Angkor vorkommen, deutlich ihre Konturen. Pralle Sonne machen die Abbilder eher flach.
Tanzenden Apsaras in Angkor
Am Osteingang befinden sich Wände mit den tanzenden Apsaras oder himmlischen Nymphen. Sie schmücken Galerien und Mauern der Einfriedungen. Sie tragen Kronen, filigrane Frisuren und viel Schmuck. Die nach damaligem Brauch barbusig dargestellten Mädchen sehen individuell aus. Die Geburt der Apsaras geht auf einen hinduistischen Schöpfungsmythos zurück. Demnach kamen aus dem kosmischen Milchmeer, das die Götter und Dämonen zu Butter schlugen, um das Elixier des Lebens zu gewinnen, die wundersamen Wesen hervor. Zur Freude des Königs und noch heute zur Freude der Besucher tanzen die wundersamen Nymphen mit ihrem verhaltenen Lächeln an den Mauern.
Leider drohen die rund 1300 in Sandstein gemeißelten Tänzerinnen durch die feucht-heiße Witterung und durch Fledermauskot zu zerbröseln. Die Zerstörung beginnt von innen. Hinter der Fassade entstehen Hohlräume. Dagegen entwickelte die FH Köln im Projekt „German Apsara Conservation Project am Angkor Vat“ (www.gacp-angkor.de) ein Verfahren mit einem Spezialmörtel. Mühselig wird in die Hohlräume dieser Mörtel gespritzt. Doch diese Behandlung hält nur zwei bis vier Jahre. Dann muss die Prozedur neu erfolgen. Das Team wird inzwischen als „Konservierungsfeuerwehr“ oder „Kölner Tempelretter“ auch in anderen Tempeln in Angkor tätig. Mittlerweile übernehmen von GACP geschulte Kambodschaner die Arbeiten vor Ort.