villa-casale-handball-frauen

Villa Romana del Casale

Villa Romana del Casale besticht die Besucher mit den unvergleichlichen Mosaiken, die fast in jedem Raum zu finden sind. Deshalb wurde die luxuriöse Ferienwohnung eines hohen Vertreters des römischen Senatoren-Adels zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Sie ist zwar heute zum Teil verfallen, doch die Struktur und viele der Mosaike sind noch deutlich zu erkennen.

Das berühmteste ist das im Saal der Mädchen im Bikini. Es stellt die älteste Abbildung von Frauen im Bikini, den Bikini-Mädchen, und war auch damals mehr als ungewöhnlich. Vielleicht handelte es sich um die Geliebten des Senators und er ließ sie Sport treiben. Natürlich nicht für die Öffentlichkeit, sondern zu seinem Privatvergnügen.

Die Villa zeigt mit Größe und Ausstattung sehr deutlich das Leben eines finanzkräftigen hochrangigen Mannes.

Inhaltsverzeichnis

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina in Sizilien

Villa Romana del Casale, Thermen, Eingang

Die heutige Villa entstand im vierten Jahrhundert nach Christus nach dem Erdbeben 361 – 363. Sie wurde auf den Resten eines bestehenden Hauses erbaut. Die Straße SP 15 von Piazza Armerina führt durch Hügel und die Gegend macht einen einsamen Eindruck. Man fragt sich unwillkürlich, was hat eine solche imposante Villa in dieser einsamen Landschaft verloren?

Blick durch das Tor auf Mosaike mit Streitwagen

Zu römischen Zeiten sah das bäuerliche Gebiet mit dem Fluss Gela ganz anders aus. Sie hatte Vorzüge und war dicht besiedelt. Durch Bewässerung wuchsen hier Nussbäume, Weinreben, Olivenbäume und Weizen. 300 Meter vom Haupteingang der Villa befand sich eine antike öffentliche Straße, die die Städte Catania mit Agrigent verband. Auf den umherliegenden Hügeln erhoben sich Städte. Das ganze sizilianische Inland war römisch und Festungsanlagen sorgten für Sicherheit. Sklaven als Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung der Ländereien gab es genug.

Tänzerin mit Schleier
Mosaik mit erotischem Tanz

Die Villa war durch die umgebenden Hügel vor kalten Winden geschützt. Den Bewohnern und deren Gästen erlaubten Jagd, die Freuden des Fleisches, des Geistes in Form von anregenden Gesprächen über Philosophie und Natur und des Essens in der Sommerfrische genügend Anreize und Abwechslung.

Mosaik mit wildem Stier

Rundgang durch die Villa von Casale

Blick vom Podest auf Jagdszenen

Alles, was ein angenehmes Leben versprach, war vorhanden. Auf dem Laufweg durch die Anlage wird das deutlich. Am Anfang sind die Thermen zu sehen. Dort frönten Römer kalten und warmen Dampfbädern, Schwitzbädern und Massage- sowie Turnräume schließen sich an. Drei Öfen sorgten für die nötige Wärme und es gab sogar eine Fußboden-Heizung. Die Mosaike zeigen genau, wie die Prozeduren abliefen und überall Sklaven, die zur Hand gingen und für Wohlbehagen sorgten.

Sogenannte Amorette beim Fischfang

Besucher wandern über ein Podest, damit die wertvollen Mosaike nicht durch zahllose Tritte beschädigt werden. Das hat den Vorteil, dass man von oben in die Räume hineinsehen kann und die Mosaike genau sieht. Erklärt eine Lehrerin oder Lehrer einer Schulklasse allzu lange den Raum, gibt es Staus. Kein Grund zur Panik, einfach noch mal genauer die Mosaike betrachten oder ein weiteres Foto machen. Oder die Schüler beobachten, die teilweise gespannt zu hören oder feixen.

Frauen im Bikini

erster Blick auf die berühmten Bikini-Mädchen
Turnhalle mit zehn Bikini-Frauen

Beim «Saal der Mädchen im Bikini» gibt es die größten Warteschlangen, denn jeder möchte die berühmten Mosaike der zehn Frauen sehen. Sie tragen Schlüpfer und ein Tuch um die Brüste geschlungen. Weitsprung mit Gewichten, Wettläufe, Handball spielen oder Geschicklichkeitsübungen waren ihre sportlichen Betätigungen. Siegerinnen erhielten die Siegespalme und einen Kranz aus Rosen. Eine Frau ist in einem fast durchsichtigen Gewand zu sehen.

Frau mit Hanteln

Ehefrau und Töchtern des Hausherrn werden das nicht gewesen sein, denn die mussten sich im Innern der privaten Räume aufhalten.

Siegerin mit Palmenzweig und Rosenkranz

Drei Toiletten

Der große Abort für die Öffentlichkeit

Ich finde Orte mit Toiletten oder Badezimmern immer besonders spannend. Erstens weil sie meist bei den Rundgängen für Besucher versteckt werden und es nicht sonderlich interessant erscheint. Dabei sind das notwendige Bereiche, denn jeder muss baden und seine Notdurft verrichten.

Kleiner Abort in der Villa von Casale bei Piazza Armerina

In der römischen Villa von Casale gibt es drei Toiletten und das sehr komfortabel mit Wasserspülung. In unseren Breitengraden wurde zu der Zeit alles auf die Straße gekippt und es stank erbärmlich.

achteckige Toilette für die Hausfrau
  • Der grosse Abort war für jedermann zugänglich, der keinen Zugang zur Villa hatte, aber die Thermen benutzte. Es ist eine runde Anlage, deren Nutzung heute kaum noch zu erkennen sind. Die Abflussleitungen führten in den Fluss Gela. Darüber waren die Marmorklosettstühle, die allerdings nicht mehr vorhanden sind. Der zentrale Teil befand sich wegen der ungehinderten Luftzirkulation unter offenem Himmel. Die Zone mit den Klosettstühlen war überdacht.
  • Der kleine Abort war den näherstehenden Besuchern vorbehalten. Der Vorraum ist ebenfalls offen, damit die üblen Gerüche abziehen. Die Klosettstühle sind Nachbildungen aus Beton, welche früher aus edlem Marmor bestanden. Auf dem Fußboden sind Mosaike zu entdecken.
  • Der achteckige Abort war für die Hausfrau reserviert sowie mit Abflussrohren und Mosaiken ausgestattet. Durch einen Bogengang war es mit den Räumen der Hausfrau verbunden.
Gang mit Mosaike

In der ganzen Villa sind die gut erhaltenden Mosaike bemerkenswert. In anderen Villen sieht man nur Bruchstücke.

Mosaik mit reifen Feigen

Die Broschüre, die ich mir für ein paar Euro kaufte, gibt einen guten Überblick und Erklärungen zur Villa und die Mosaiken oder man bucht eine Führung. Beim Ausgang sind Souvenirshops, Toiletten und man bekommt etwas zu Essen. Wir probierten das Nationalgericht «Arancini», kleine gefüllte Reisbällchen, vergaßen allerdings vorlauter Appetit ein Foto davon zu machen.

Weitere Informationen:

Museum in Piazza Armerina, Contrada Casale, 94015 Piazza Armerina, Sizilien, Italien

Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert