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Kathakali Tanz

Kathakali Tanz ist etwas ganz besonderes im südindischen Kerala.
Kathakali ist eine der ältesten Tanzformen. Er gilt als eine Mischung aus Tanz, Drama, Musik und Ritual. Tanz, Kostüme und Gesichter erzählen Geschichten aus dem Hinduismus. Heute ist Kathakali sehr beliebt, nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Tempelfesten. In Kochi gibt es Kathakali-Schulen und fast täglich findet eine Aufführung in der Stadt statt.

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Kathakali Tanz mit aufwenidgen Kostümen


Für die Vorbereitung brauchen die zwei Tänzer drei Helfer und zwei Stunden Zeit. Die Trommler haben während des Ankleidens und Schminkens nicht viel zu tun. Für die Hauptfigur ist die grüne Schminke die hervorstechendste und wichtigste Farbe. Die Augen und Brauen werden mit schwarzer Farbe umrandet und bekommen dadurch einen gruseligen Ausdruck.

Sehr aufwendig ist das Ankleben des tellerförmigen Bartes. Dabei hilft der Mittänzer, der Affengott Hanuman als Sohn des Windes. Dazu werden zuerst Streifen von Reisleim an den Wangen von den Ohren bis zum Kinn beidseitig verteilt. Nacheinander kommen dann drei unterschiedlich große, weiße Pappscheiben auf den Leim und werden verspachtelt. Dieses Prozedere geschieht an beiden Seiten des Gesichtes. Solche Scheiben und die markante Schminke verändern völlig den Ausdruck des Gesichtes. Die Farben sind mineralhaltig. Die Tänzer können sie scheinbar vertragen, denn ihre Haut zeigt keinerlei Unreinheiten oder Ekzeme. Beim Schminken gewinnt der Zuschauer den Eindruck, dass die Tänzer ihr Gesicht kaum bewegen können. Doch wie nachher beim Tanz zu sehen ist, ist das nicht der Fall. Gerade die Schminke und Mimik des Gesichtes gilt als gewichtiger Teil des Tanzes.

Kathakali Tanz – Schminken und Ankleiden

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Zwei Tänzer beim Schminken

Der spätere Affengott oder Vella Thadi hat seinem Kollegen geholfen, nun schminken sich beide selbstständig weiter. Die Hauptfigur, der edle Pachcha mit einem positiven Charakter für wichtige Gottheiten und Helden, räumt seine Schmink-Utensilien ein und die aufwendige Ankleidung beginnt. Das ganze Kostüm wiegt zwischen 25 und 40 Kilogramm. Zuerst wechselt der Tänzer sein Hüfttuch und schlüpft in eine leichte Baumwollhose. Über den Knöcheln bindet er die Hose zu. Darüber schlingt er Schnüre mit Glöckchen. An die Schienenbeine kommen zusätzliche Platten mit Glöckchen. Um die Kostüme sehr breit erscheinen zu lassen, bindet der Tänzer sich ein Hüftpolster um die Taille. Darin verschlingt er ein zirka sieben Meter langes Baumwollband. Das lange Band hängt an seiner Hüfte und jeder rätselt

„Was passiert damit?“. Nun kommt ein Helfer zum Einsatz. Der hält das Band fest. Ein weiterer Helfer holt weiße Plastiksäcke aus dem mitgebrachten Koffer hervor.

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Schicht um Schicht wird der Tänzer angekleidet

„Was soll das?“ Die Säcke hängen die Helfer zu zweidrittel geknickt nacheinander in das Baumwollband ein. Der Tänzer dreht sich mit, so dass rund um seine Taille die Plastiksäcke abstehen. Die Hüftpolster und die Steifheit der Säcke lassen den Rock nahezu waagerecht sein. Sind zwei Lagen Säcke verschnürt, kommt darüber ein weißer Faltenrock mit roten Streifen am Saum. Der Taillenwulst wird mit dem übrigen Rest des Baumwollbandes verschnürt. Schon jetzt treibt es einem beim Zuschauen die Schweißtropfen auf die Stirn. Doch es ist noch nicht Schluss. In der Hüftgegend kommen zwei Schärpen über den Rock. Zwei Jacken, die am Rücken nur mit Bändern leicht verschlossen sind, bedecken den Oberkörper. Allerlei Schmuck mit roten und grünen Pompons sowie kleinen Spiegeln wird den Tänzern um gehängt entweder an der Taille oder am Hals. Auf das Oberteil kommen goldverzierte Schulterpolster. Die verbreitern die Schultern enorm und passen nun optisch besser zum Rock.

Die Kopfbedeckung fehlt noch. Der Tänzer bindet sich ein schwarzes Tuch um den Kopf. Darauf setzt er ein kronenartiges Gebilde nicht ohne sie vorher andächtig betrachtet und geküsst zu haben. Ein langes Haarteil wird noch am Hinterkopf angehängt. Das versteckt auch die unschönen Schnüre von den Jacken. Zusätzliche gecrinkelte Stoffbänder vervollständigen das Kostüm.

Affengott Hanuman im Kathakali

Die Ausstattung des Affengottes gestaltet sich ähnlich. Als Kennzeichen hat er sein Gesicht Rot geschminkt. Statt der zwei Jacken bekommt er eine Felljacke übergezogen. Noch einige Schweißtropfen mehr rinnen allein beim Anblick hervor. An einer Hand sind lange, künstliche Fingernägel übergestülpt.

Kathakali Tanz

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Katathali-Tänzer sind in Südindien sehr beliebt

Beim Tanz spielt nicht nur das besondere Kostüm eine wichtige Rolle mit immenser kultureller Bedeutung, sondern auch die Stellung der dunklen Augen sowie die Hand- und Fingerhaltung. Der Tanz erzählt eine der zahlreichen Göttergeschichten. Durch Bewegung, Stampfen der Füße mit Glöckchen bimmeln, Hand- und Fingerstellung sowie Farben und Kostüme ist eine Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten gegeben. Zuschauer erkennen die Geschichten schnell, denn ähnliche sind in den Abbildungen in den Tempel zu finden. Selbst Touristen kommen manche Gesten bekannt vor. So zum Beispiel: Der Affengott sitzt auf einem Hocker, ein Bein zeigt in Richtung Erde, das andere ist unter dem Po versteckt. Diese Sitzhaltung ist in vielen Tempel-Skulpturen zu sehen.
Der Aufritt in unserm Hotel dauert nur eine halbe Stunde. Die Tänzer haben in Kochi ein Theater und dort täglich eine Abend-Vorstellung und müssen deshalb aufbrechen. Welches Gefährt sie wohl benutzen bei den voluminösen Kostümen? Früher wurde das Wissen um diesen Tanz vom Vater auf den Sohn übertragen.

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